Der Kulturrat Österreich, die Plattform der Interessenvertretungen, fordert die Politik nun auf, der Bedeutung von Public Netbase "als unverzichtbare Anlaufstelle im Bereich neuer Medien" Rechnung zu tragen und "mit einer bedarfsorientierten Finanzierung für eine nachhaltige Konsolidierung zu sorgen".
Besorgt äußert sich auch Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Aus Frankreich wisse man zur Genüge, wie "ein schleichender Rechtsruck" funktioniert: "Es beginnt immer im Bereich der Kultur und Kommunikation." Sämtliche Einrichtungen, "die gesellschaftskritisch arbeiten, werden auf sehr subtile Weise mundtot gemacht, geschlossen, zensiert, verdrängt. Ich sehe diesen Mechanismus jetzt leider auch ausgerechnet in Wien wirksam werden."
"So genannte Entpolitisierung" bedeute "nichts Harmloses, auch wenn es harmlos klingt. Es bedeutet, im Gegenteil, Politisierung im Sinn der politischen Rechten, die gerade in Wien derzeit zum Angriff zu blasen scheint. Man duckt sich schon im Vorhinein vor ihr. Mit der Austrocknung von Public Netbase ist wieder ein Schritt im Sinn der populistischen, aggressiven Rechten getan worden, den wir nicht zulassen sollten."
Wien und der Bund schieben sich unterdessen den Ball hin und her: Auf eine SP-Anfrage antwortete Kanzler Wolfgang Schüssel (VP), dass eine Fortsetzung der Jahresförderung nicht absehbar sei - "aufgrund der erheblichen Förderreduktion seitens der Stadt Wien". SP-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny sieht es genau umgekehrt. (trenk/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8. 11. 2004)