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Quer durch Galerien

Zwei Schatten wirft die Frau

Von Claudia Aigner

300 Jahre Wiener Zeitung!Ich stelle mir das in etwa so vor: Ein einsamer Bergsteiger am Ende seines Sauerstoffs schleppt sich verbissen die letzten Höhenmeter zu einer Kapelle hinauf, öffnet weihevoll schnaufend, geradezu pastoral den kleinen Schnitzaltar, und drinnen: der Busen der Natur. Nein, gleich beide . . . äh "Tetrapaks" von Mutter Natur, die noch dazu in Geberlaune ist, jedenfalls ziemlich aufdringlich, fast marktschreierisch am "Ausguss" des linken "Milchpackerls" hantiert (jetzt gehen mir wirklich bald die Euphemismen, also Diskretionen aus), während dem davor knienden Naturburschen andächtig das Wasser im Mund zusammenrinnt - in religiöser Ergebenheit. Quasi eine Maria lactans der Gipfelstürmer, die ja auch zu den Säugetieren gehören.
Bernhard Tragut (bis 28. Februar beim Hilger, Dorotheergasse 5), der diesen Altarschrein in naivster Volksfrömmigkeit geschnitzt und farblich hingebungsvoll gefasst hat (hingebungsvoll rosa zum Beispiel), könnte natürlich auch eine komplett andere Motivation gehabt haben, ausgerechnet eine aufklappbare Wollmütze aus Lindenholz zu schnitzen, in der, bei weggeklappten "Altarflügeln", ein nackter weiblicher Oberkörper in voller Säugungsabsicht zum Vorschein kommt, und das ganze Ding auf einer zweiten Pudelhaube fußen zu lassen, in deren Öffnung (dort, wo man das Hirn wärmt, wenn man sich ins Schneemilieu begibt) ein Bergfex hineingemalt ist. Genauso gut passt der Schrein in eine Skihütte: als Götzenbild (für den Après-Ski-Fruchtbarkeitskult), vor dem man devot um den erfolgreichen Einkehrschwung bei der Damenwelt bittet.
Jedenfalls ist wohl auch dem Tragut die topografisch metaphorische Ähnlichkeit nicht entgangen zwischen den Gebirgsmassiven und dem Umstand, dass Frauen vorne zwei Schatten werfen. Ohne damit jetzt aber behaupten zu wollen, dass, sagen wir: Reinhold Messner schon als Säugling (an der mütterlichen Anatomie) seine ersten Gipfelsiege errungen hätte und deshalb bereits damals auf das Erstürmen der höchsten Punkte geprägt worden wäre.
Traguts Stärke ist die Liebe zu herzhaft oder verschämt ironischen Details. Adam und Eva, die Ureltern der Mode, die den Urslip vom Feigenbaum gepflückt haben, tragen Badeschlapfen, Badehose und einen Sonnenbrand, der dort, wo er nicht hingekommen ist, heftige Bekleidungsversuche erkennen lässt. Der zweimal angebissene Apfel, die Frucht jener Erkenntnis, dass eine Nachfrage nach Gewandung besteht, müsste ja eigentlich das Zunftzeichen der Modeschöpfer sein.
Picasso, das ist bekanntlich der Mann, der eine blaue Periode hatte. Die herkömmliche Damenhygienewerbung, wo es fern jeder Biologie aquarellig blassblau hergeht, ist keine "Hommage an Picasso". Könnte in der füllig quellenden Schau beim Exner (Rauhensteingasse 12, bis 23. Februar) aber durchaus gezeigt werden, wo doch auch Andrea Kasamas ein euphorisch blaues, wild abstraktes Bild lapidar nennt: "Auch die Farbe Blau." Ro-bert Kabas (und das hat mehrfachen Witz) hat zwei Papierwürfel (wohlgemerkt: Kuben) so zerlegt, dass sie sich simpel anthropomorph unterhalten: "Braque klärt Picasso über den Kubismus auf." Irgendwie bin ich in die beiden genial banalen "Kubisten" (ich meine jetzt die Schachteln) ganz vernarrt. Christo dagegen hat einen frei herumstehenden Picasso einfach eingepackt. Eine Form von ehrfürchtiger Zensur (oder optischer Evakuierung aus der Öffentlichkeit). Picassos Hang zum Stier: Beim Hubert Fischl-hammer balanciert eine rote Mondsichel (die Stierhörner) wagemutig in einer verspielt strikten geometrischen Welt herum. Ich zumindest musste wohlig schmunzeln. (Keine Ahnung wieso.)

Erschienen am: 13.02.2004

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