Salzburg ist um ein Sommerthema ärmer: Der Aufreger der
Saison, eine zum "Arc de Triomphe" gespannte nackte Plastilin-Männerfigur,
wird binnen einer Woche - bis 5. August - vom öffentlichen Grund vor
dem Rupertinum entfernt. Zu sehen ist die Skulptur derzeit ohnehin nicht:
Stadtpolitiker haben das in ihren Augen anstößige Kunstwerk am Freitag
noch vor der Festspieleröffnung hinter einem Bretterverschlag verstecken
lassen. Außerdem brachten sie Besitzstörungsklage gegen das Rupertinum
ein. Begründung: Die Skulptur stehe ohne Genehmigung auf öffentlichem
Grund. Das Museum antwortete seinerseits mit einer Klage und verlangte die
Entfernung des Bretterverschlags.
Nun hat Museumschefin Agnes Husslein eingelenkt. Nach
einem Gespräch mit Kulturlandesrat Othmar Raus (SPÖ) gab sie am Dienstag
bekannt, dass ihr die Existenz des Kunstwerks und inhaltliche
Auseinandersetzungen wichtiger seien als einen unseligen Rechtsstreit mit
der Stadt zu gewinnen. Wo das Werk der Wiener Künstlergruppe Gelatin
künftig zu sehen sein wird, steht noch nicht fest. Sie wolle, dass sich
die Diskussion von einer wahltaktischen auf eine inhaltliche Ebene
verlagere, sagte Husslein: Ein formalistischer Rechtsstreit sei
kontraproduktiv für den Kunstdiskurs.
So scheint der Phallus-Streit vorbei: "Ich bin froh über
eine einvernehmliche Lösung", sagte Raus. Unnötige Streitereien vor
Gericht oder eine Weisung seien durch die Einigung vermieden worden.
Zuletzt hatte Landeshauptmann Franz Schausberger (ÖVP) gedroht, dass er
Husslein eine Weisung zur Entfernung der Skandal-Skulptur erteilen könnte,
wenn die Direktorin ihren Standpunkt nicht aufgebe. Erleichtert ist auch
Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ): "Ich danke für die
Entscheidung, die Stadt und Land eine langwierige gerichtliche
Auseinandersetzung erspart." Die Stadt werde ihre Klage gegen das Land als
Eigentümer des Rupertinums zurückziehen, sobald die Skulptur entfernt ist.
Bis dahin bleibt sie hinter dem Bretterverschlag versteckt.
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