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12.05.2003 17:57

Rainer Ganahl erhält Kunstpreis Vorarlberg
Zuerkennung ist Wertschätzung für experimentelles und interdisziplinäres Kunstschaffen



Bregenz - Der Vorarlberger Künstler Rainer Ganahl erhält den "Internationalen Kunstpreis des Landes Vorarlberg 2003". Die Entscheidung der unabhängigen Jury mit Experten aus dem Bodenseeraum sieht Kultur-Landesrat Hans-Peter Bischof (V) als weitere Bestätigung für die internationale Qualität im Schaffen Vorarlberger Künstler. Der Kunstpreis ist mit 7.500 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre vergeben.

Aktueller gesellschaftspolitischer Kontext von Ganahls Arbeiten

"Mit Rainer Ganahl wird eine ganz eigenständige Vorarlberger Künstlerpersönlichkeit ausgezeichnet - seine Arbeiten stehen stark im aktuellen gesellschaftspolitischen Kontext. Die Zuerkennung des Preises ist daher Ausdruck der Wertschätzung für experimentelles und interdisziplinäres Kunstschaffen im Lande," betonte Bischof heute, Montag, in einer Aussendung.

Fremdsprachenlernen als Kunstpraxis

Die mit internationalen Experten besetzte Jury würdigte mit Ganahl einen Künstler, dessen Arbeit sich in besonderer Weise am Problem der (Kunst)Vermittlung, der Übersetzung von interkulturellen Schnittstellen und ihren entsprechenden Werkzeugen orientiert. Unter anderem macht er das Phänomen des Reisens zum zentralen Punkt seiner Arbeit, indem er das Fremdsprachenlernen sozusagen als Kunstpraxis betreibt. In seinen bekannten "Leseseminaren" - eine Art Reisen im Kopf - versucht der Künstler auf endlos langsame Art, sich selbst anderen kulturellen Sphären näher zu bringen, um, wie er sagt, "die kulturelle Handelsbilanz mit diesen zum Teil nicht-europäischen Ländern aufzubessern".

Auswahl der Sprachen als bewußtes Statement

Im gemeinsamen Lesen tritt Ganahl mit den üblicherweise als Publikum definierten Leuten in eine direkte, spannungsgeladene Beziehung, in der das kritische Unterscheidungsvermögen provoziert und Vorurteilsstrukturen abgearbeitet bzw. "verlernt" werden sollen. Durch bewusstes Auswählen der Sprachen (wie Japanisch, Koreanisch, Russisch oder Neugriechisch) stellt sich der Künstler gegen den Exotismus und die "touristische Vereinnahmung des so konstruierten Anderen". Für den Transport seiner Botschaften arbeitet Rainer Ganahl multimedial. Er benutzt Bücher und Postkartenserien ebenso wie überlange Videobänder und mittlerweile verstärkt die Möglichkeiten des Internets.

Rainer Ganahl, 1961 in Bludenz geboren, lebt derzeit meist in New York. Er hat seine Arbeiten während der letzten Jahre in zahlreichen bekannten Galerien und Museen der Welt präsentiert. (APA)


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