Salzburger Nachrichten am 22. Februar 2003 - Bereich: kultur
GALERIENBLICK

GALERIENBLICK

Kunstforum Hallein

Die erste Begegnung mit künstlerischen Arbeiten stellt eine unwiederholbare Erfahrung dar, die wesentliche Aufschlüsse über persönliche Betroffenheit geben kann. Bei Lorenz Estermanns Ausstellung im Halleiner Kunstforum durchkreuzen sich Eindrücke des Erinnerns mit der Beobachtung, dass sich unter der Oberflä-che und hinter formaler Delikatesse komplexe Geschichten verbergen. Das macht neugierig und bezeichnet zugleich eine Qualität seiner Bilder.

Estermann hantiert geschickt mit einer Strategie, die einerseits von (medial) vorgefundenen Bildern ausgeht, andererseits an Muster der Pop-Art anknüpft. Er verwendet Fotos, indem er sie auf schematische Basisinformationen reduziert - das haben Robert Rauschenberg und Andy Warhol bereits vorexerziert und ausgelotet. An derartige Konzepte schließt Estermann an.

Technisch hat er dafür eine eigenwillige Methode entwickelt, deren sinnlicher Reiz in der Verwendung von Ölfarbe liegt. Die positiven und negativen Umdrucke mit ihren körperhaften Texturen integriert er in schwer wirkende Farbebenen, die in mehreren Lagen aufgeschichtet sind. Darunter liegende Gründe schimmern durch, Einritzungen und abgeklebte konstruktive Formen legen diese frei. Figurale Szenen und Interieurs bauen Raumerfahrungen auf.

Eine Reihe von Fotos zeigt Objekte zwischen Möbeln und plastischen Gebilden, in denen diese Tendenzen dreidimensional und damit "handgreiflich" werden. Das alles ergibt einen hohen Grad von sinnlicher Anschaulichkeit, bei dem das Interesse an formalen Fragen und der Sprache des Materials mit einem Drang nach erzählerischen Dimensionen verquickt ist. (Bis 15. März) -ter