Jüdisches Museum: Arbeiten von Ernst Eisenmayer
Des Menschen Redlichkeit
Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
Bis 16. Juni zeigt das Jüdische Museum im zweiten Stock die
Retrospektive über das Werk des in Wien geborenen und nach London
emigrierten Malers und Bildhauers Ernst Eisenmayer unter dem Titel "About
the Dignity of Man". Nach 1945 nicht mehr zurückgeholt, war dem Künstler
zwar 1967 eine Schau in der Secession gewidmet, er blieb aber bis heute in
seiner Heimat so gut wie unbekannt. Sein Schicksal einer missglückten
Flucht, Deportation nach Dachau und erst 1939 in letzter Minute gelungenen
Emigration nach London, danach Arbeit als Werkzeugmacher in einer
Metallfabrik, ist härter als das seines künstlerischen Impulsgebers Oskar
Kokoschka. Erst 1946/47 konnte Eisenmayer bei Victor Pasmore an der
Camberland School of Art studieren und erst viel später von der Kunst auch
leben, als die bekannte Mercury-Gallery ihn zu vertreten begann. Die
Themen seines Interesses sind die der klassischen Moderne:
Großstadtveduten und der Mensch stehen im Vordergrund. Bescheiden ist der
heute 82-Jährige geblieben, der sich in London der Gruppe "Young Austrian"
(Georg Eisler, Ernst Deutsch, Erich Fried, Heinz Inländer) angeschlossen
hatte. Er malte viele Porträts und auch ein Erinnerungsbild an die
straßenwaschenden, gedemütigten Juden in Wien sowie abstrakte
Kompositionen. Als Bildhauer experimentierte er mit geschweißten
Legierungen von Bronze und Stahl und seine Plastiken erinnern - der Zeit
entsprechend - an Moore und Lipchitz, ein Vogel hat Anklänge an Naum Gabo
oder Brancusi, das Objet-trouvé an Oldenburg. Eng gedrängt sind die
wichtigen Stationen dieses Œuvres gereiht: Tier und Mensch im Kampf,
Krieger und ihre Geiseln dominieren nach dem Krieg, später folgen auch
Familien und Köpfe. In der Zeichnung und im Gemälde verfolgt Eisenmayer
den Wandel der Städte, eindrucksvoll gestaltete er Kräne, Abraumhalden,
Hochhäuser und den melancholischen Mensch im Nebel der Metropolen. Aber
auch verborgene Ikonografie von Verrat und sozialen Schicksalen ist für
ihn typisch, zuweilen ist ein altes Sprichwort wie "Den Affen im Genick
haben" (heißt: vom Tod bedrängt sein) eingebaut in eine alltägliche
Straßenszene. Der Farbauftrag ist meist pastos und trocken, expressiv
gesetzt, bei einer dominant dunklen Palette. Dass ein Werk, das Oskar
Kokoschka sehr schätzte, in Österreich unbeachtet blieb, sollte sich mit
dieser Schau ändern und Eisenmayer Eingang in die hiesige Kunstgeschichte
verschaffen - denn in England ist er bekannt. Seit 1996 lebt der Künstler,
nach Aufenthalten in Italien und Amsterdam, wieder in Wien.
Erschienen am: 29.05.2002 |
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