Autobiografie als Gestaltungsprinzip | |
Walter Pichlers Arbeiten sind kulturgeschichtlich und autobiografisch gefärbt. Nicht anders ist es beim Haus neben der Schmiede. |
Das Haus in Unterbirchnabruck ist der Ort, an dem Walter Pichler seine
ersten sechs Lebensjahre zwischen der Eisen-Arbeit seines Großvaters und
dem Viehhüten beim benachbarten "reichen" Bauern verbracht hat.
Zentraler Ort Die Schmiede war - schon seit undenklicher Zeit - eine wichtige
Institution im Eggental. Wie alle anderen Tiroler Bergtäler basierte das
Leben hier auf Vieh- und Holzwirtschaft sowie teilweise auf Steinbruch und
Bergbau. Für alles brauchte man Metallwerkzeug, vom Hufeisen über die Haue
bis zur Pflugschar. Die Bäche in den Tälern trieben die Hämmer an, daneben
wurde in Essen, die von selbst hergestellten Holzkohlen befeuert wurden,
die Produkte bearbeitet. Wasser und Stein Diese Motive graben sich einem jugendlichen Gedächtnis unauslöschlich
ein. Noch Jahrzehnte später zeichnete Pichler eine Serie von Blättern, in
denen er die Arbeitswelt dieses Bergtales darstellte und metaphorisch auch
auf die Gegenwart bezog. Niemals geschah dies in sentimentaler Absicht, sondern stets als Quelle
weiterzubearbeitender künstlerischer Motive. Mit dem neu erwachten
Interesse eines Verwandten aus dem "dortgebliebenen" Teil der Familie an
der mittlerweile international erfolgreichen künstlerischen Arbeit
Pichlers entstand vor einigen Jahren schließlich die Möglichkeit, den
Kreis zu schließen. Familienbande Der Erbe der Schmiede, die erst in den 1980er Jahren ihren Betrieb
einstellte, dachte an irgendeine Form der baulichen Erweiterung der alten
Betriebsstätte, die unter Denkmalschutz steht und von der Familie
liebevoll konserviert wird. Das war unter anderem auch durch den
erfolgreichen Stahlbaubetrieb des mit dem Künstler namensgleichen Bauherrn
möglich. Er konnte Pichler überreden, für die alte Schmiede zu planen, und
tat das keineswegs zu früh, da der Objektkünstler in früheren Zeiten wohl
noch nicht genügend emotionale Distanz zum Ort der Kindheit aufgebracht
hätte. Wer zu früh kommt, den bestraft die Geschichte.
Tipp Walter Pichler, "Haus neben der Schmiede", 16. Mai bis 29. Juli 2002 im
Architektur
Zentrum Wien. | ||||||