Im saisonalen Punschrausch kann es einem schon passieren,
daß man am Wiener Christkindlmarkt eine Weihnachtskarte Kumpfs zur Hand
nimmt: verschneite Seenlandschaft, ein kleines Männchen kauert an einem
Schilfrohr. Frieren mit Gottfried Kumpf am Neusiedlersee ist ja noch
erträglich, aber nicht in Wien unter seinen bunten Stahlbögen, die seit
zehn Jahren die Tore zur engelhaarigen Gegenwelt bilden. Also doch lieber
in die Wärme im Palais Harrach, wo derzeit zum 70. Geburtstag des
Wahlburgenländers die glühende Sonne hinter dem Schilf nie untergehen
darf.
Denn in den dortigen Räumlichkeiten des Kunsthistorischen
Museums widmen Galerist Ernst Hilger und die Kulturabteilung der
burgenländischen Landesregierung Kumpf eine Überblicksausstellung. Als
Maler der pannonischen Tiefebene gehört er zur österreichischen
Kulturlandschaft wie das Storchennest auf den Rauchfang. Auch seine Therme
und Raststation hat er schon gebaut. Nach Ernst Fuchs ist es im Harrach
somit also auch Zeit für Gottfried Kumpf. Schlängelnde Ufer, Kugel-Sonnen,
kerzengerade Schilfgürtel - und überall versteckt seine Signatur, der
"Asoziale": mit Hut, Knubbelfüßen, Knollnase, kreisrunden Augen. Vierzig
Jahre schon ist Kumpf seinem typischen einfachen Stil treu geblieben.
Wie süß, kann man dazu seufzen, oder - wie seicht. Das
Gute am Seichten: Man kann nicht untergehen. Kumpf will nicht
polarisieren, sondern wie in vielen seiner Bilder nachdenklich mit uns auf
einem Hügel sitzen und in die weite Ebene schauen. Abgewandt von allem
Schrecklichen in dieser Welt. Kann das Einfache doch so schön sein,
zufriedengeben muß man sich damit nicht. Angelangt bei einer Serie dumpf
aus dem Bild starrender Haus- und Raubtiere aus jüngster Zeit, sehnt man
sich heftig wieder zurück auf den einsamen Hügel. Da wird einem das Ganze
dann doch zu rund.
Bis 31. Dezember 2001. Täglich von 10 bis 18 Uhr.
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