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17.11.2001 - Ausstellung
Mit dem Asozialen am Hügel sitzen
Gottfried Kumpf und seine friedliche Welt: Im Palais Harrach sagen sich derzeit Fuchs und Hase im Schilf gute Nacht.
VON ALMUTH SPIEGLER


Im saisonalen Punschrausch kann es einem schon passieren, daß man am Wiener Christkindlmarkt eine Weihnachtskarte Kumpfs zur Hand nimmt: verschneite Seenlandschaft, ein kleines Männchen kauert an einem Schilfrohr. Frieren mit Gottfried Kumpf am Neusiedlersee ist ja noch erträglich, aber nicht in Wien unter seinen bunten Stahlbögen, die seit zehn Jahren die Tore zur engelhaarigen Gegenwelt bilden. Also doch lieber in die Wärme im Palais Harrach, wo derzeit zum 70. Geburtstag des Wahlburgenländers die glühende Sonne hinter dem Schilf nie untergehen darf.

Denn in den dortigen Räumlichkeiten des Kunsthistorischen Museums widmen Galerist Ernst Hilger und die Kulturabteilung der burgenländischen Landesregierung Kumpf eine Überblicksausstellung. Als Maler der pannonischen Tiefebene gehört er zur österreichischen Kulturlandschaft wie das Storchennest auf den Rauchfang. Auch seine Therme und Raststation hat er schon gebaut. Nach Ernst Fuchs ist es im Harrach somit also auch Zeit für Gottfried Kumpf. Schlängelnde Ufer, Kugel-Sonnen, kerzengerade Schilfgürtel - und überall versteckt seine Signatur, der "Asoziale": mit Hut, Knubbelfüßen, Knollnase, kreisrunden Augen. Vierzig Jahre schon ist Kumpf seinem typischen einfachen Stil treu geblieben.

Wie süß, kann man dazu seufzen, oder - wie seicht. Das Gute am Seichten: Man kann nicht untergehen. Kumpf will nicht polarisieren, sondern wie in vielen seiner Bilder nachdenklich mit uns auf einem Hügel sitzen und in die weite Ebene schauen. Abgewandt von allem Schrecklichen in dieser Welt. Kann das Einfache doch so schön sein, zufriedengeben muß man sich damit nicht. Angelangt bei einer Serie dumpf aus dem Bild starrender Haus- und Raubtiere aus jüngster Zeit, sehnt man sich heftig wieder zurück auf den einsamen Hügel. Da wird einem das Ganze dann doch zu rund.

Bis 31. Dezember 2001. Täglich von 10 bis 18 Uhr.



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