Pechschwarz und knallhart weitet sich das Aluminiumblech zur
unheilvollen Rose. Finster-romantisch erinnert Rudi Molaceks Pop-Blüte an
die internationale Gartenschau 2000, der das Gelände beim Schwarzl
Freizeitzentrum, sieben Kilometer von Graz entfernt, seine sanfte heutige
Form verdankt.
In dem sieben Hektar großen Landschaftspark, den der 1998
verstorbene Architekt Dieter Kienast für die Gärtner aus aller Welt mit
Hügeln, Wiesen und Zierteichen ausstattete, ist die Kunst eingezogen. Ohne
Skandal, ohne medienträchtigen Ent- oder Verhüllungen. Vor einem Monat hat
der erste "Österreichische Skulpturenpark" sein weites Tor geöffnet. 42
Installationen, Plastiken, Objekte von vorwiegend heimischen und einigen
internationalen Künstlern haben hier effektvolle, liebevoll inszenierte
Ruheplätze gefunden. Ein Teil des Bestandes sind Leihgaben von Museen und
Künstlern. Mehr als die Hälfte der Exponate stammt aus dem Gelände rund um
das Grazer Funkhaus. Hier hatte Emil Breisach, von 1967 bis 1988 Intendant
des ORF-Landesstudios Steiermark, eine Sammlung zeitgenössischer Skulptur
aufgebaut.
"Niemand hat sich mehr um die Sammlung meines Vaters
gekümmert", erzählt Breisachs Sohn Nikolaus von den Umständen, die zum
neuen Skulpturenpark und zur dazugehörigen Privatstiftung führten, deren
Vorstandsvorsitzende er heute ist. Vorsehung oder glücklicher Zufall: Auch
das ehemalige Gelände der Gartenschau harrte einer weiteren öffentlichen
Nutzung.
Aus Mitteln der Landesregierung, der Porr AG, die das
Schwarzl Freizeitzentrum betreibt, der Freunde der Neuen Galerie Graz
sowie der Skulpturenpark Privatstiftung wurde zur Realisierung ein
Stammkapital von zirka 1,4 Millionen Euro zusammengetragen. Dieser
Grundstock ermöglicht auch das weitere Wachsen des privaten
Freiluftmuseums. Bis Herbst sollen sich Werke von Bruno Gironcoli und Karl
Prantl dazu gesellen.
Den jungen Steirer Markus Wilfling, der dem Grazer
Uhrturm seinen Schatten aufgestellt hat, und Gustav Troger habe man
zusätzlich mit Skulpturen beauftragen können, so Breisach. Langfristig sei
am Gelände auch ein Gebäude geplant, damit auch Nicht-Wetterfestes gezeigt
werden könne. Für die Auswahl steht der Privatstiftung ein internationaler
Beirat zur Seite: Peter Weibel, Dirk Snauwaert (Institut d'Art
Contemporain, Lyon) und Galerist Rudolf Schilcher.
Lokalaugenschein an einem bewölkten Sonntagvormittag:
Einsam sitzt der junge Kassier unter einem Schirm mitten auf der
Zufahrtsstraße zum Schwarzl Freizeitzentrum in Unterpremstätten. Sechs
Euro kostet der Eintritt für Erwachsene in den frischen
Skulpturen-Erlebnispark. Hilfreich steht am Eingang der Orientierungsplan
zur Seite, dann ziehen die schmalen Schotterwege hinein zwischen die
saftig grünen Grashügel, in den ersten Teil des Geländes, den
"Berggarten".
Gleich zu Beginn grüßt der heute unvermeidliche Heimo
Zobernig: Zehn Meter ragt seine namenlose Säule auf, wie aus
Beton-Autoreifen zusammengesetzt. Sinnlicher Thomas Stimms "Terrainian
Platform", ein Spielbrett mit gelben Feldern, roten Punkten. Rundum an den
Flanken animiert ein Reim zum Hüpfen: "I can feel you - under my feet -
terra my terry - planet so sweet".
Eher ein Ratespiel sind teilweise die Beschriftungen. Auf
schwarzen Plastikpfeilen am Boden stehen Namen und Daten - nur, ihre
Ausrichtung weist manchmal ins Leere. Die Bronze von Josef Pillhofer ist
allerdings auch ohne Hilfe zu erkennen.
Spektakulär strandete Michael Schusters Beton-Motorboot
auf einer der Graspyramiden. Gegenüber hat Michael Kienzer aus Kupferrohr
eine Art Horst zusammengedreht. Lois Weinbergers spröde Steinmauer hält
sich dagegen im Hintergrund. Überraschungen warten hinter jeder Biegung -
ein Flanieren zwischen dem Who is Who der österreichischen Moderne und
Avantgarde. Auch Erwin Wurms "Fat Car" darf nicht fehlen, dem
aufgequollenen Alfa Romeo wurde gar eine eigene gläserne Garage gebaut.
Dann weicht die Landschaft einer klassischen Anlage, dem
"Fasangarten": Boeckls "Atlantis" schwebt hier lasziv neben den gestutzten
Lindenhecken, Molaceks Blechrose giert nach Regentropfen. Am toten Ende
findet die Inszenierung einen Höhepunkt in Martin Waldes grausamer
Großinstallation "Siamese Shadows". Kaminrot leuchtet ein ovales Becken
aus der Wiese. Rundherum wippen meterhohe fragile Speerspitzen auf
Spiralen. Ein nobler Sieg für die österreichische Skulptur.
Geöffnet: Juni, Juli, August 9 bis 20h30; April, Mai,
September, Oktober 9 bis 19 Uhr.
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