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Wiener Karlsplatz als Kulturraum: Aufwertung im Untergrund

Die Wiener Stadtregierung hat sich vorgenommen, den vom Verkehr umtosten und für seine Drogenszene bekannten Karlsplatz aufzuwerten.

Rust (APA) - Geplant ist dabei allerdings nicht der große städtebauliche Wurf, wie Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) am Rande der Klubtagung der Wiener Rathaus-SPÖ im burgenländischen Weinbauort Rust vor Journalisten erklärte. An dem "Ort der gescheiterten radikalen Eingriffe" gehe es vor allem um die stärkere Vernetzung der vorhandenen Kulturinstitutionen.

Mailath-Pokorny will dabei jenes Projekt der Architekten Christian Jabornegg und Andras Palffy, das 1999 aus einem Ideenwettbewerb für den "Kunstplatz Karlsplatz" als Sieger hervorgegangen ist, zumindest ansatzweise umsetzen. Vor allem die Nutzung der aus dem U-Bahn-Umbau entstandenen Hohlräume für Ausstellungen soll dabei realisiert werden - und zwar in Verknüpfung mit der bereits vorhandenen Karlsplatz-Passage, deren Sanierung ohnehin ansteht. Dabei könnte ein "riesiger unterirdischer Kulturkomplex" entstehen, schwärmte der Stadtrat.

Fix ist auch eine enge Kooperation zwischen dem Historischen Museum der Stadt Wien und dem von Finanznöten geplagten Künstlerhaus. In Zukunft könnte das Obergeschoß des Künstlerhauses vom Historischen Museum bespielt werden. Im Erdgeschoß soll Platz für die Arbeiten der Künstlerhaus-Künstler sein, und im neuen Untergeschoß wäre Raum für thematische Ausstellungen, wobei sich Mailath-Pokorny eine Spezialisierung auf den Bereich Medien und Mediendesign vorstellen kann.

Auch die anderen Kulturinstitutionen am Platz und in der näheren Umgebung - Secession, "Project Space" der Kunsthalle, Musikverein, Theater an der Wien oder die Generali Foundation - sollen in Zukunft gemeinsam auftreten und ihre Aktivitäten miteinander abstimmen. Geplant ist zudem, ein Leitsystem für den Platz zu entwickeln.

Daneben soll auch in die Verkehrsströme auf dem Platz eingegriffen werden, allerdings nur in geringem Ausmaß. Es gehe etwa um eine Verlegung Straßenbahngleise vom Künstlerhaus zur Platzmitte hin oder auch um fußgängerfreundlichere Ampelintervalle: "Heute brauchen Sie ja eine gute Lebensversicherung, um von einem Ort zum anderen zu gelangen." Angedacht sei auch, die einmündende Wiedner Hauptstraße, die sich am Karlsplatz zur vielspurigen Straße verbreitert, um einige Fahrstreifen rückzubauen.

"Mir geht es darum, den Platz als solchen als Kulturraum zu verstehen", sagte der Kulturstadtrat. "Wien ist nicht unbedingt eine Stadt der Plätze. Der Karlsplatz ist dabei einer der wichtigsten und meistfrequentierten. Und er ist offen - im Gegensatz zum Museumsquartier als geschlossener Raum."

Offen ist in vielen Bereichen allerdings auch noch die Finanzierung. Zumindest das Leitsystem und kleinere Verkehrsmaßnahmen würden aber "kein Eckhaus kosten", meinte Mailath-Pokorny. Mit der Realisierung soll noch heuer begonnen werden.
2003-02-21 15:56:35