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Wiener Diakone: Deix verstößt gegen Verbotsgesetz

11.12.2009 | 12:34 |  (DiePresse.com)

Wegen zwei Karikaturen von Manfred Deix haben mehrere Diakone die Staatsanwaltschaft eingeschaltet: Die Bilder würden gegen das NS-Verbotsgesetz verstoßen und religiöse Lehren herabwürdigen.

Zwei Karikaturen von Manfred Deix haben mehrere Diakone der Erzdiözese Wien veranlasst, der Staatsanwaltschaft Wien eine Sachverhaltsdarstellung zu übermitteln. Diakone Andreas Frank, Max Angermann und Gerhard Sarman verweisen in einer Aussendung darauf, "dass in den Deix-Karikaturen zum Thema 'Gott' (12. November) bzw. 'Kruzifix' (19. November) u.a. auch gegen das NS-Verbotsgesetz verstoßen wird; außerdem würden religiöse Lehren herabgewürdigt (Paragraf 188 Strafgesetzbuch)."

"Es ist keine Klage", sagt Angermann. "Die Sachverhaltsdarstellung will nichts anderes, als die Staatsanwälte aufmerksam zu machen: Das ist erschienen, es gab Proteste, bitte schaut euch an, ob das in unserem pluralen Staat in Ordnung ist."

"NS-Smbole auf einer Stufe mit religiösen Symbolen"

Erschienen sind die Zeichnungen in "News": Auf der Karikatur vom 19. November sind Symbole von Christentum, Islam und Buddhismus mit den Symbolen von Nationalsozialismus (Hakenkreuz) und Kommunismus (Hammer und Sichel) zusammenmontiert. Deix hat es "Entwurf für ein multikulturelles Kompromisskreuz" genannt.

Die Diakone kritisieren, "dass das Symbol des Nationalsozialismus kritiklos auf eine Stufe mit den Symbolen von Weltreligionen gestellt wird". Daher "erscheint auch die verbrecherische NS-Ideologie gesellschaftlich quasi rehabilitiert, neu anerkannt bzw. verharmlost".

Die Diakone weisen darauf hin, dass "viele Christen, angefangen von einem Franz Jägerstätter oder einem Dietrich Bonhoeffer" ihr Leben hingegeben hätten, "weil es mit menschenverachtenden Ideologien wie dem Nationalsozialismus nie einen Kompromiss geben kann". Die Deix-Karikatur "Entwurf für ein multikulturelles Kompromiss-Kruzifix" vom 19. November stelle daher auch eine "unglaubliche Verhöhnung" zigtausender Opfer von Nationalsozialismus und Kommunismus dar.

"Wollen nicht wehleidig sein"

Sowohl katholische Gläubige aber auch Menschen mit jüdischen Vorfahren hätten sich in Gesprächen "zutiefst verletzt" geäußert, so Angermann. "Wir wollen nicht wehleidig sein, sondern es geht uns darum, Grenzen aufzuzeigen im Sinne eines pluralen Zusammenlebens auf der Basis von Toleranz".

"Manfred Deix wollte sicherlich keine religiösen Gefühle verletzen", sagte Oliver Voigt, Generalgeschäftsführer der "News"-Gruppe. "Karikatur kommt von caricare oder caricatura und bedeutet Überladung bzw. Übertreibung. Manfred Deix verzerrt jede Woche ironisch-satirisch und im Rahmen der künstlerischen Freiheit greifen wir grundsätzlich nicht in die inhaltliche Gestaltung seiner Karikaturen ein."

Keine Aktion der Diözese

Es handle sich bei der Sachverhaltsdarstellung nicht um eine Aktion der Erzdiözese. Vielmehr handle es sich um "eine Initiative der Diakone, die in ihren Kontakten mit Gläubigen öfters darauf angesprochen wurden", sagte der Sprecher der Erzdiözese Wien, Erich Leitenberger. Normalerweise würde zu einer Veröffentlichung dieser Art nicht Stellung genommen, "doch hier ist eine Schwelle überschritten worden".

Der Karikaturist war für eine Stellungnahme vorerst nicht zu erreichen.

 


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