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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
27. Dezember 2006
18:11 MEZ
Kunstmarkt'06: Heimische Kauflust gestiegen
Rekordumsätze auch ohne Egon Schiele

Wien - Der österreichische Kunstmarkt bleibt auf Erfolgskurs. Wenn auch die hier zu Lande erzielten Umsätze nicht mit internationalen verglichen werden können, so sind sie im Vergleich zu 2005 insgesamt doch gestiegen. Für den leichten Rückgang der Jahresbilanz von 19 (2005) auf nunmehr 16 Millionen Euro (2004: 12,4 Mio) findet Otto-Hans Ressler eher inhaltliche Gründe, konkret eine Ausnahmeauktion aus dem Vorjahr.

Das Dorotheum konnte dagegen seine Serie an Rekordumsätzen fortführen: Nach einem Jahrestotal von 77 Millionen 2004 und 85 Millionen 2005 beziffert man das 2006er- Ergebnis - aus rund 600 Auktionen, davon 100 von Katalogen begleiteten - mit 89 Millionen Euro.

Insgesamt macht sich die über Repräsentanzeröffnungen im vergangenen Jahr aktiv vorangetriebene Internationalisierung also bezahlt: sowohl Einbringer- als auch Käuferseitig. Dies spiegelt sich deutlich in den zehn höchsten hauseigenen Auktionsergebnissen, nur eines, das teuerste Kunstwerk Österreichs, erwarb ein heimischer Sammler. Hinter den anderen stehen internationale Sammler, wobei sich Großbritannien am eifrigsten beteiligte. "im Kinsky" auf der Wiener Freyung scheint dagegen stärker den Geschmack von Herrn und Frau Österreicher zu treffen. Dort konnte man mehr als die Hälfte der zehn teuersten Lots innerhalb der Landesgrenzen weiterreichen.

Ein erweiterter Blick (Top- 20-Ergebnisse) zeigt, wie bereits 2005, eine klare Dominanz der Sektion Klassische Moderne. Der große Unterschied zum Vorjahr liegt im Detail: Der sonst führende Protagonist der Sparte, Egon Schiele, findet sich erst auf Rang 19. 2005 hielt Egon Schiele dagegen vier von zehn Top-Platzierungen. Statt dessen gesellten sich internationale Kollegen (Claude Monet, Max Liebermann) hinzu und waren Arbeiten von Albin Egger-Lienz gefragt (Totentanz, 912.000 Euro / Dorotheum; Mahlzeit, 646.600 Euro / Hassfurther).

Zeitgenossenflaute

Gegenüber 2005 schaffte es kein einziges Objekt angewandter Kunst in dieses Ranking. Im internationalen Vergleich schwächelt Zeitgenössisches massiv, nur drei von 20 Ergebnissen entfielen auf diese Sparte, davon kein einziges Werk eines österreichischen Künstlers. Immerhin konnten die Alten Meister als zweitstärkste Fraktion nach der Klassischen Moderne gegenüber den Vorjahren wieder deutlich an Terrain gewinnen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.12.2006)


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