Der Reiz des Fossilen

Seine Ausstellungen brachten den 66-jährigen Valentin Oman von Laibach bis New York. Zu Hause, in Kärnten, machte er sich politisch nicht immer beliebt.
Von Sabine Oppolzer.


"Lantera 7.VII.2000", 2000

Etwas Verwittertes haftet den Arbeiten von Valentin Oman an. Wie alte Mauern weisen die Malereien und Grafischen Arbeiten Risse uns Sprünge auf. Ansatzweises Erkennen von figuralen Motiven verleiten den Betrachter zur Meditation über verwitterte Körper. Die neue Tendenz in Omans Werk: Die Farbe Blau ersetzt die Farbenvielfalt. Das verschwindend blasse Blau lässt in Kombination mit Schwarz besonders deutlich den grafischen Charakter seiner Arbeiten hervortreten.

Leitfossilien

Valentin Oman
Valentin Oman

Er habe eine Schwäche für fossile Strukturen, schätzt Valentin Oman seine Arbeit ein. Politisch ist er alles andere als ein Fossil. In den Kontroversen der letzten Jahre nahm er sehr pointiert an der öffentlichen Diskussion teil.

Bereits 1992 hatten Omans Arbeiten den Unmut der freiheitlichen Gemeinderätin Lore Willner hervorgerufen. Sie verlangte, dass seine Bilder aus der Ausstellung im Klagenfurter Gesundheitsamt entfernt werden sollten, da sie bei Kindern zu "Schreckmomenten" führen könnten. Verwunderte Unterstützer Omans wunderten sich damals, warum dann nicht auch der Lindwurm demontiert wurde, schrecken sich manche Kinder doch auch vor dem Klagenfurter Wahrzeichen.

Plädoyer für öffentliche Kunst

"Versteinerten Erinnerungen" wie den Lindwurm schätzt Valentin Oman vor allem als Kunst im öffentlichen Raum. Die bedeutendste seiner Arbeiten: ein Fresko im slowenischen Gymnasium in Klagenfurt. Andernorts schmücken Reliefs aus Eisen oder Beton die Wände. Zum Bedauern des Künstlers sind diese oft schon zu Lebzeiten dem Verfall preisgegeben. Unter anderem bei der Siedlung Karawankenblick in Klagenfurt, wo die Betonreliefs Wärmeschutzmaßnahmen weichen mussten. "Die haben nicht einmal gefragt und einfach die Wände isoliert.", wundert sich Valentin Oman noch heute.

"Oman/Women", 2000 (Zum Vergrößern anklicken)

Konsequenterweise plädiert er für die Verzierung gähnend leerer Wände auf Flughäfen oder in U-Bahnen - nicht zuletzt inspiriert durch sein Studium an der Universität für angewandte Kunst in Wien. "Wenn alle Generationen nur ein Prozent der Bausumme für 'Kunst am Bau' ausgegeben hätten, frage ich mich, wie heute der Stephansdom oder andere Kathedralen aussehen würden.", wundert sich Valentin Oman.

Glaube, Geld, Tod

Viele seiner Kunstwerke verzieren sakrale Räume. Ein Umstand, der auf seine guten Kontakte zur Kirche und seine Gymnasialzeit am Knabenseminar in Tanzenberg zurückzuführen ist. Etliche Aufträge, wie auch die Verabschiedungshalle am Villacher Zentralfriedhof, hat er von ehemaligen Schulkollegen erhalten, die jetzt Priester sind.

Sakrale Räume, meint der Künstler, hätten eine sehr starke Ausstrahlung, egal ob man einer Religion angehöre oder nicht. Und: Gläubig oder nicht - Valentin Oman fürchtet den Tod, wie er sagt, zunächst aus ganz profanen Gründen. "Ich wüsste nicht von welchem Geld meine Erben einmal die Erbschaftssteuer für all meine Bilder zahlen sollen." Der Staat agiere mit der neuen Erbschaftssteuer, als stünden die Käufer für seine Werke schon auf Warteliste.
Warum nicht erst Steuer einheben, wenn Bilder verkauft seien?

Tipp:

"Torso", 2000 (Zum Vergrößern anklicken)

Die Schau "Fragmente des Vergänglichen - Torsi" von Valentin Oman ist bis 10. Februar in der Wiener Galerie Contact zu sehen.

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