Österreichische Galerie/Belvedere: Franz Grabmayr
Wo der Feuerreiter reitet
Von Claudia Aigner
Da dürfte jemand den sagenumflackerten Feuerreiter wieder
flottgemacht haben, jenen gespenstischen, schon ausgestorben geglaubten
"Feuerwehrmann", der einen Brand löscht, indem er um ihn herumreitet und
den Flammen gut zuredet, doch gefälligst auszugehen, und der
gegebenenfalls etwas hineinwirft (seltsamerweise Salz und nicht Wasser).
So einer, der freilich nicht mehr selber reitet, sondern einen Chauffeur
hat (einen mit Fahrpraxis auf dem Acker), treibt sich seit den achtziger
Jahren im Waldviertel herum. Aber nur im Sommer. Hinten auf dem
Anhänger eines landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugs schüttet er im Affekt
seine Kübel aus, während vorne ein Bauer dem Traktor die Sporen gibt und
zünftig seine Runden ums Feuer zieht. Man muss nicht besonders genau
hinschauen, um die Staffelei auf dem Anhänger zu entdecken. Der
"Feuerreiter", der es sich nicht im entferntesten anmerken lässt, dass er
einstmals Lehrer für Mathematik und Darstellende Geometrie gewesen ist,
ist nämlich eigentlich der Maler Franz Grabmayr in seinem mobilen
Freilichtatelier. Noch dazu hat er die Hölzer und Wurzelstöcke vorher
eigenhändig angezündet. Zum 75. beschert ihm nun die Österreichische
Galerie im Oberen Belvedere eine Geburtstagsausstellung. (Nur noch bis 29.
September.) Die wuchtigen Feuerbilder, in denen die Energie des
Malakts unübersehbar gespeichert ist (der dionysische Enthusiasmus des
Malers und die Naturgewalt des Farbkübels), sind vielleicht ohnedies seine
besten Arbeiten. Wie zähflüssige Lava sehen sie aus, die gerade dabei ist
zu erstarren. Immerhin bezieht Grabmayr ja seine Farbpigmente in
25-Kilo-Säcken und mischt sich dann seinen üppigen Brei zusammen, um dann
farbige Schlammlawinen und wild umgeackerte Farbfelder zu erzeugen. Kurz:
Andere malen mit dem, was er auf einer einzigen Leinwand hat, ihr gesamtes
Lebenswerk. Oft sind seine Landschaften bis zur Unkenntlichkeit
vermurt, manche sind mir auch ein bisschen gar zu sehr vergatscht. Man
käme also nicht drauf, dass er mit seiner Leinwand tatsächlich in die
Natur hinausmarschiert. Der gebürtige Kärntner ist eben ein Naturbursch.
Er strebt sozusagen immer an den Busen der Natur. Und wenn man die Fotos
sieht, auf denen er in ihr Dekolletee hineinsteigt (zwischen die Felsen im
Kamptal kriecht), oder wo er sich beim Malen und Spachteln draufgängerisch
in der Rabisch-Schlucht bei Mallnitz festschnallt, liegt einem die
banausische Frage "Ja kann er das nicht auch daheim malen?" gar nicht mehr
auf der Zunge.
Erschienen am: 09.10.2002 |
. |
MuMok im MuQua: "Fokus 01" zum Thema Aktionismus
Kunst der Sammlung Otto Mauer im Parlament
Österreichische Galerie/Belveder e: Franz Grabmayr
Museum auf Abruf: Blick auf Wien
Dorotheum: Auktion "Alte Meister"
Quer durch Galerien
Villa Tugendhat in Brünn: Restaurierung und Nutzung
Das neue Liechtenstein- Museum in Wien bietet ab 28. März 2004 eine
"barocke Erlebniswelt"
MAK Galerie: Ulrike Lienbacher "Aufräumen"
Quer durch Galerien
|
. |