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17.10.2001
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Die Faszination des Gesprächs
Arbeiten der Vorarlberger Künstlerin Rita Moosbrugger
in der Berliner Galerie Treppenhaus
Bregenz, Berlin (VN-cd) Der Mensch
steht im Mittelpunkt des Interesses der Vorarlberger Künstlerin Rita
Moosbrugger. Konkret ist es der Mensch angesichts seiner Fähigkeit,
mit Artgenossen zu kommunizieren. Scharfe Beobachtungen sind einer
Arbeitsserie vorausgegangen, die nun bis 28. Oktober in der Galerie
Treppenhaus in Berlin zu sehen ist.
Rita Moosbrugger, seit Jahren künstlerisch tätig, ist
autodidaktisch über das Aktzeichnen zur Malerei gelangt. Eine
intensive Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper, die ihren
Arbeiten, in denen sie sehr wohl die Wirkung von Flächen auslotet,
anzusehen ist.
Spannungsmoment
Die Arbeitsweise, in der diese Serie mit hohem
erzählerischen Gehalt entstanden ist, ist nicht ungewöhnlich. Die
Künstlerin hat mit der Kamera Alltagssituationen eingefangen. Aus
Hunderten Fotos wurden dann jene ausgewählt, die den Akt der
Kommunikation an sich verdeutlichen und das erzählerische Element
einer Bilderserie unterstreichen, ohne dass diese ins Groteske von
Comics abrückt. Rita Moosbrugger hat sich dabei nicht allein auf das
Fotodokument verlassen, sondern als Malerin, also in dem Metier, in
dem sie zu Hause ist, Farben und Flächen verändert und Ausschnitte
gewählt, in denen das Gesicht der Redenden zum Teil oder ganz
ausgeklammert bleibt. Eine Vorgangsweise, die den Betrachtern keine
Chance gibt, etwa am Gesichtsausdruck zu verweilen, der Blick wird
konkret auf die Gestik, auf die Körperhaltung gelenkt. Die
Alltagssituation und dazu der gewählte Ausschnitt, das verführt
unverzüglich dazu, die Gesprächssituation zu deuten, mehr noch - an
ihr teilzuhaben. Ob nun eine Gesprächsrunde gezeigt wird, in der
eine Frau eine Faust ballt oder ein Paar in wahrscheinlich
liebevoller Umarmung - der rhythmische Aufbau der Bilder erzeugt
eine eigentümliche Spannung, gibt Initimität frei, ohne ins banal
Voyeuristische abzudriften.
Die Bilderserie von Rita Moosbrugger wird in Berlin mit
Fotoarbeiten der Wiener Künstlerin Monika Klinger kombiniert, die
reale Landschaften bzw. eine üppige Vegetation fotografisch per
Spiegelung zu Ornamenten erhöht. Abgesehen davon gibt die Galerie in
einem aufgelassenen S-Bahn-Zugang (die im Rahmen eines
Austauschprojekts bespielt wird) gerade dem Thema von Rita
Moosbrugger eine entsprechend weiter interpretierbare Bühne.
Eine
Kunstachse zwischen Bregenz und Berlin
Der vor einigen Monaten gegründete Verein
Kunstachse: Bregenz-Berlin-Brandenburg hat unter anderem den
Künstleraustausch zum Ziel. In Brandenburg steht ein Objekt bzw.
eine Werkhalle und eine geräumige sowie bewohnbare Fachwerkscheune
zur Verfügung, in der Künstlerinnen und Künstler aus Vorarlberg bzw.
Österreich über einen bestimmten Zeitraum tätig sein können. Zudem
wird die Präsentation der Arbeiten in der Galerie Treppenhaus in
Berlin ermöglicht.
Im Gegenzug sollen sich Künstlerinnen und Künstler in Vorarlberg
aufhalten können. Dazu wird noch eine geeignete Wohnung oder ein
Atelier im Land gesucht.
Sichtbares Zeichen des bereits tätigen Vereins sind die ersten
Ausstellungen sowie eine Künstleraktion zugunsten des Vorarlberger
Kinderdorfs. Dabei haben Vorarlberger Künstler wie Christoph
Abbrederis, Uwe Jäntsch, Edgar Leissing, Marbod Fritsch, Helmut King
und Rita Moosbrugger Hocker gestaltet, die in limitierter Stückzahl
hergestellt und verkauft wurden.
Gründer des Vereins sind Peter Schultze und Daniela Rupp, die mit
dem Steglitzer Förderverein in Berlin zusammenarbeiten.
Die Ausstellung "Eden" von Monika Klinger und die
Ausstellung "Jenseits von Eden" von Rita Moosbrugger ist noch bis
28. Oktober in der Galerie Treppenhaus in Berlin- Steglitz zu
besichtigen.
Rita Moosbrugger: "Dinner Party", Acryl auf Leinwand.
(Foto: Moosbrugger)
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