Kommissärin für Venedig-Biennale 2011: Eva Schlegel.
Venedig scheint für Eva Schlegel ein idealer Ort fürs erste Mal zu sein. Einige berufliche Erstmaligkeiten hat sie jedenfalls in der Lagunenstadt schon hinter und nächstes Jahr eine wichtige vor sich.
Vor 15 Jahren realisierte sie in den Giardini ihre erste große Schrift-Bild-Arbeit und damit auch ihr erstes Kunst-am-Bau-Projekt; nächstes Jahr feiert sie in den Giardini Premiere in der Rolle als Biennale-Kommissärin. 1995 gestaltete sie den Eingangsbereich; 2011 ist sie für das Gesamterscheinungsbild des Österreich-Pavillons verantwortlich.
Am Montag habe ihr Ministerin Claudia Schmied das Angebot gemacht, "aber", sagt Schlegel, "ich habe ein paar Tage überlegen müssen, ob ich mir das überhaupt zutraue". Und sie traut sich. Genug Erfahrung mit Biennalen hat sie - zumindest aus teilnehmender Sicht: Neben Venedig war sie zweimal auf der Biennale von Sidney. Und als einer der erfolgreichsten österreichischen Künstlerinnen und ehemaliger Professorin an der Akademie der bildenden Künste (1997 bis 2006) mangelt es ihr weder an der nötigen (inter)nationalen Vernetzung noch am Kontakt zu jungen Künstlerinnen und Künstlern.
Ihre nächste eigene Großausstellung hat Schlegel Anfang Dezember im Wiener Museum für angewandte Kunst. Nichts Genaues verrät sie, aber in ihrem Atelier im dritten Bezirk wird am Modell der Ausstellungshalle bereits intensiv Probe gehängt, installiert und aufgestellt.
Kunst sieht sie als Experimentierfeld. Kürzel und Forme(l)n, in Grafittafeln geritzt, auf Blei aufgezogene Fotografien, Videos, Tafelbilder, Bildobjekte: Neue Materialien und Medien erforscht Schlegel (seit 2002 mit Carl Pruscha, dem Architekten und ehemaligen Rektor der Akademie der bildenden Künste, verheiratet) mit der Neugier einer Wissenschafterin. Macht Texte,Menschen, Fotos unscharf, um den Blick zu schärfen für das Wesentliche. So ließ sie für eine Schwerpunktausgabe desStandard Ortsbezeichnungen verblassen, um so den Heimatbegriff zu thematisieren. Für sie selbst gilt: "Daheim ist überall dort, wo Freunde sind."
Geboren 1960 in Hall in Tirol, studierte Eva Schlegel bei Oswald Oberhuber an der Universität für angewandte Kunst. Und lernte von internationalen Gästen wie Joseph Beuys oder Mario Merz, die Oberhuber in die Klasse bat, fürs Künstlerleben: "Merz hat nur übers Scheitern geredet. Das Wissen um das Suchen, aber auch um das Scheitern war für mich das Wichtigste." (Andrea Schurian, DER STANDARD/Printausgabe 22.4.2010)
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Von Andrea Schurian
Es
ist gut, dass eine so wichtige Aufgabe in die richtigen Hände gelegt
wird. Eva Schlegel besticht durch ihre grossartige Kunst. Sie ist eine
begnadete Künstlerin. Ihr Format und ihre internationale Erfahrung
gewähren eine ideale Vertretung unseres Landes auf einem der
wichtigsten Anlässe in der Kunstwelt.
Für diese Wahl kann man Frau Minister Schmied nur gratulieren.
tja, diesen vorwurf müsste man sehr, sehr vielen künstlern und künstlerinnen des 20. und 21. jahrhunderts machen - beginnend bei laszlo moholy-nagy (falls ihnen dieser name was sagt) bis jeff koons, olafur eliasson und tausenden anderen.
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