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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
05. Dezember 2006
16:06 MEZ
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Turner-Preis an Tomma Abts 
Foto: Reuters/MacGregor
Tomma Abts vor einem ihrer Werke

Foto: Turner Prize/ Courtesy greengrassi, London
Tomma Abts: "Ebe" 2005

Turner-Preis für deutsche Malerin Tomma Abts
Irritierende Geometrie im Einheitsformat - Erstmals geht umstrittener Kunstpreis an Malerin - Mit 25.000 Pfund dotiert

London/Kiel - Die in London lebende deutsche Malerin Tomma Abts (38), diesjährige Preisträgerin des renommierten britischen Turner-Preises, gilt als große Ausnahme im Kunstbetrieb. Angesichts der aktuellen Aufmerksamkeit für die figurative Malerei sei "Tomma Abts Position sehr außergewöhnlich", erläuterte am Dienstag der Direktor der Kieler Kunsthalle, Dirk Luckow.

Die 1967 in Kiel geborene Künstlerin malt seit Ende der 90er Jahre kleinformatige, abstrakte Acryl- und Ölbilder, die einer strengen Konzeption folgen. Im Katalog der Kunsthalle Basel, die 2005 die Werke Abts präsentierte, wird als typisch hervorgehoben, dass alle Bilder von ihr ein vertikales Format und eine einheitliche Größe von 38 mal 48 Zentimetern haben. Sie zeigen klar gezogene, oft geometrische Formen. Die Bilder entstehen in einem langen Prozess und entwickeln sich aus übereinander gelagerten, vielfach aufgetragenen Farbschichten.

Luckow betonte, ihr Stil sei eine "faszinierende Irritation des Auges: Man wird mit dem Farbauftrag konfrontiert und gleichzeitig sucht man Räumlichkeit. Es ist keine Landschaft und auch kein Computermuster. Obwohl sich alles auf dem gleichen Format abspielt, schafft sie einen unglaublichen Variationsreichtum." Die abstrakten Formen erinnern an Ornamente, Diagramme, Gewebe- und Zellstrukturen oder scheinen mit psychedelischen oder grafischen Formen aus der Popkultur verwandt zu sein. "Jedes Bild beginnt auf seine Weise und ich weiß nie, wo es hinführt oder wie das Bild am Ende aussehen wird", zitiert die Kunsthalle Basel die Malerin. Die Spannung in den Bildern baue sich durch die Negativ- und Positivformen sowie Licht und Schatten auf.

Ebenso durchdacht geht Abts in der Namensgebung ihrer Gemälde vor. Sie gibt jedem Bild einen Vornamen, der fremdklingend ist, der das so entstandene Werk individualisiert und klar benennt, erläutern die Veranstalter der Kunstmesse Berlinbiennale, in deren Rahmen ihre Arbeiten ebenfalls präsentiert worden sind. Die Titel lauten unter anderm "Eluer" (1998), "Lewe" (2001) oder "Taade" (2003). Abts Arbeitsansatz ringe um Gesamtheit, durchbreche die Dimensionen von Raum und Zeit und versuche, mit Hilfe der Titel den Bildern neue Ebenen hinzuzufügen.

Tomma Abts lebt und arbeitet seit zwölf Jahren in London. Einzelausstellungen ihrer Arbeiten gab es unter anderm in Eindhoven, Dublin, Köln, London und Berlin. (APA/dpa)


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