Die Landesausstellung 2006 in
Amplfwang beleuchtet mit "Kohle und Dampf" zwei wichtige
Wirtschaftskomponenten, speziell für die Region Hausruck.
Landeshauptmann Pühringer dazu im
OÖN-Gespräch:
OÖN: In Geschichte der
Landesausstellungen in OÖ gab es bisher vier, die sich mit
Wirtschafts-Themen beschäftigten: 1987 Arbeitswelt in Steyr,
1992 "Bauern" in Schlägl, 1994 "Donau" in Engelhartszell und
1998 die Region Pyhrn-Eisenwurzen. Der große Rest war
Geschichte, Kultur- oder Religionsgeschichte, Brauchtum.
Weshalb heuer (doch) wieder ein
Wirtschaftsthema?
Pühringer: Der
Braunkohlebergbau im Hausruck war ein Meilenstein in der
Entwicklung Oberösterreichs vom Agrarland zum modernen,
dynamischen Wirtschaftsstandort. Nachdem in der
Landesausstellung "Land der Hämmer" 1998 die Verarbeitung des
Roheisens in der Finalproduktion gezeigt wurde, war klar, dass
ein weiterer wichtiger Aspekt der heimischen Montangeschichte
noch ausständig ist - nämlich die Gewinnung eines Rohstoffs
und sein Transport zu den Zentren der Verarbeitung.
An
der Braunkohle aus dem Hausruck lässt sich dies bestens
dokumentieren: Denn ohne Kohle keine Eisenbahn, ohne Bahn
keine Kohle und damit auch keine Energie.
OÖN:
Im 20-bändigen Brockhaus aus 1966 kommt "Ampflwang" wenigstens
noch mit drei Zeilen vor: als Dorf mit 4000 Einwohnern, als
Ort des Braunkohle-Bergbaus mit 2000 Beschäftigten. Im neuen
30-bändigen Brockhaus (2005) gibt es "Ampflwang" nur mehr als
einmal auftauchendes Wort unter dem 15-Zeilen-Stichwort
"Hausruck". Ampflwang: Ein Ort, der aus der überregionalen
Geschichte verschwindet?
Pühringer: Die
Tatsache, dass im Hausruck und in Ampflwang einmal in nicht
unbedeutendem Ausmaß Braunkohle gefördert wurde, bleibt Teil
der Geschichte Oberösterreichs. Aber es ist richtig, und ich
bekenne mich dazu: Unsere Landesausstellungen sollen auch
einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, diese Meilensteine
der Geschichte im Gedächtnis der Menschen präsent zu
halten.
Gerade im Fall von Ampflwang ist das Ende des
Untertageabbaus der Braunkohle erst etwas mehr als zehn Jahre
her, aber über Tag - was nur die wenigsten wissen - wird sogar
noch abgebaut.
Wir bewegen uns mit dieser
Landesausstellung also gleichsam an der Schnittstelle zwischen
Geschichte und Gegenwart. Darin liegt ein besonderer Reiz:
Denn was für ältere Besucher noch Teil ihrer eigenen
Lebenserfahrung ist, ist für jüngere Menschen nur mehr
überliefertes Wissen.
OÖN: Kann die
Landesausstellung 2006 dazu beitragen, den Ort zumindest im
österreichischen Bewusstsein wieder stärker präsent werden zu
lassen? Was sind die jetzt gesetzten Maßnahmen im
kultur-touristischen Bereich, um Ampflwang und sein weiteres
Umfeld über 2006 hinaus für Gäste attraktiv werden oder
bleiben zu lassen?
Pühringer: Ja, davon, bin ich
überzeugt. Die Landesausstellung ist für Ampflwang - aber
darüber hinaus für den gesamten Hausruck - so etwas wie eine
kulturelle Visitenkarte. Der Ort und seine Umgebung werden
international bekannt. Das zeigen uns jetzt schon die mehr als
70.000 Zugriffe auf die Homepage der Ausstellung. Sie kommen
nicht nur aus nahezu allen Staaten Europas, sondern sogar aus
Ostasien, aus Aus-
tralien, den USA, Kanada und vielen
Ländern Südamerikas.
Der Hausruck kann sich mit der
Landesausstellung innerhalb Österreichs und in den
Nachbarländern auch als Kultur-, Freizeit- und Erlebnisregion
profilieren. Die Projekte der OÖ. Kohlestraße, ein umfassendes
Reitwege- und Wanderwegenetz und nicht zuletzt das nahe
Salzkammergut machen die Region zu einem idealen
Naherholungsgebiet im Grenzraum zwischen Oberösterreich,
Salzburg und Bayern.
OÖN: Finanz-Aufwand: Wie
teilen sich die Beträge auf (Land, Tourismus, Kultur,
Gemeinde?)
Pühringer: Das Land gibt für die
bauliche Adaptierung der Ausstellungsgebäude, die Gestaltung
der Ausstellung, den Betrieb und die Bewerbung 12 Millionen
Euro aus. 8 Millionen stammen aus dem Kulturressort, 4
Millionen aus dem Gemeinderessort. Die Projekte der OÖ.
Kohlestraße werden mit zusätzlich 300.000 Euro aus
Kulturmitteln des Landes umgesetzt.
OÖN: Ein
wichtiger Faktor für den Zuschlag einer Landesausstellung ist
jener der Nachnutzung. Wie sieht es im Fall Ampflwang
aus?
Pühringer: In der Braunkohle-Sortierung, im
Badhaus und im Ringlokschuppen auf dem ehemaligen
Obertagsgelände wird die Österreichische Gesellschaft für
Eisenbahngeschichte künftig mit ihren Partnern ein Bergbau-
und Eisenbahnmuseum betreiben. Der Brecher Buchleiten wird
später den "WTK-Nachlass" und den "SaKoG-Nachlass", also
zentrale Archivstücke aus den Kohlebergbaugebieten
Oberösterreichs, beherbergen. Darüber hinaus wird er als
begehbares montanhistorisches Denkmal erhalten und Platz für
verschiedene Veranstaltungen bieten.
OÖN: Lässt
sich aus dem im Vorfeld registrierten Interesse für die
Ausstellung abschätzen, in welcher Größenordnung sich die
Besucher-Bilanz bewegen könnte?
Pühringer: Als
Kulturreferent des Landes freut es mich natürlich, dass wir im
Vorfeld auf ein Interesse stoßen, wie dies in den 41 Jahren,
seit es diese kulturellen Großveranstaltungen gibt, noch nie
der Fall war. Ich glaube, dass "Kohle und Dampf" in jedem Fall
ein Erfolg war, wenn wir 200.000 Besucher begrüßen können.
Jeder mehr ist natürlich eine zusätzliche Chance für die
Region, sich mit ihrer Bergbau- und Eisenbahngeschichte, ihrem
reichhaltigen kulturellen Erbe, aber auch mit ihrem
landschaftlichen Reiz im Gedächtnis der Menschen zu verewigen
und damit schon den Gast von morgen zu umwerben.
vom 27.04.2006 |