25.07.2001 22:01:00 MEZ
Lebt und arbeitet im Steffl
Bis Herbst ist eine Etage des Kaufhauses ein öffentliches Künstleratelier

Wien - Dann lieber doch ein anderer Begriff. Denn auf "Kaufhauskünstler" reagiert Bettina Beranek ziemlich gereizt. Das Wort trifft nämlich keinen Nagel auf den Kopf, sondern knapp 20 junge Künstlerinnen und Künstler ins Herz, meint die Studentin der Universität für angewandte Kunst.

Dass sie im Kaufhaus Kunst mache, stimme aber doch, gibt die Malerin zu: Seit Mittwochvormittag arbeitet Beranek, Teil der Künstlergruppe "Quidditas", im Steffl: Bis September - eventuell bis Oktober - nutzt die von Angewandte-Assistentin Marion Elias gecoachte Gruppe den vierten Stock des Traditionskaufhauses auf der Kärntner Straße als öffentliches Atelier.

Auf rund 800 m² entstehen Bilder, werden Skulpturen geformt und sollen auch Kaufhaus-Objekte (Schaufensterpuppen) von Künstlern modifiziert werden. "Wir wollen in einem anderen Umfeld als der Museums- oder Galeriensituation arbeiten", erklärt Elias die Idee hinter dem öffentlichen Atelier. Nicht zuletzt, weil so Kunst "ungefiltert von Kuratoren und Galeristen" ans Publikum getragen werden könne.

Möglich wurde das Projekt, weil der den Steffl betreibende Palmers-Konzern für den ursprünglich vom - längst den Weg aller Konkursmassen gegangenen - Hausratsladen "Coming Home" belegten Platz erst ab Herbst einen neuen Mieter haben wird. Die leere Geschoßhälfte, auf der zwischenzeitlich auch die Jungdesigner des "Möbel-Cafés" in der Burggasse ausstellten, habe man deshalb gerne der Künstlergruppe als Experimentierfläche überlassen, erklärt Steffl-Immobilienverwalterin Brigitte Dübell: "Wir wissen nicht, was entsteht, aber es ist spannend."

Und weil das Gruppenatelier im Kaufhaus liegt, kann man vor Ort die Kunst gleich kaufen - aber nur, wenn man die Quidditisten nicht "Kaufhauskünstler" nennt.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26. 7. 2001)


Quelle: © derStandard.at