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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
12. April 2007
18:14 MESZ
Bis 7.Juni 2007 
Foto: Albertina

Geschönte Welt, sanfte Pädagogik
Die Wiener Albertina bietet Peter Fendi und seinem Kreis an Schülern eine beachtliche Präsentation

Wien – Peter Fendi (1796-1842) zählt neben Ferdinand Georg Waldmüller und Josef Danhauser zu den bedeutendsten österreichischen Künstlern seiner Zeit. Mit dem von ihm bevorzugten Thema des Familienbildes sowie Mitleidsbildern gilt er national als Begründer der Genremalerei.

Zu Peter Fendis engerem Kreis der Schüler zählten Albert Schindler (1805-1861), Friedrich Treml (1816-1852) sowie der früh verstorbene Carl Schindler (1821-1842). Gemeinsam führten die vier das Aquarell sowohl hinsichtlich der technischen Umsetzung als auch der stark forcierten Ausdrucksqualität zu einem Höhepunkt. Fendi und Co etablierten die Gattung Aquarell als gleichberechtigt neben der Malerei.

Mit der Ausstellung Peter Fendi und sein Kreis widmet sich die Albertina den wichtigsten Aquarellisten des Wiener Biedermeier. Gezeigt werden 118 Arbeiten auf Papier und 22 Gemälde – ein Großteil stammt aus der Albertina. Ergänzend zur Ausstellung Biedermeier – Die Erfindung der Einfachheit beleuchtet die Präsentation von Peter Fendi samt dessen Umfeld einen ganz wesentlichen Aspekt des Kunstschaffens dieser Epoche.

Zu den Auftraggebern Fendis zählten Mitglieder des österreichischen Kaiserhauses und der Wiener Aristokratie. Vor allem Erzherzogin Sophie, die Mutter des späteren Kaisers Franz Joseph I., zeigte sich gerührt von Fendis geschönten Weltsichten mit dem sanft pädagogischen Willen. Den Schwerpunkt in den Darstellungen Fendis bilden spielende Kinder und Mutter-Kind-Szenen. Sophie ließ ihre Kinder von Peter Fendi porträtieren und die ganze Familie im intimen Kreis malen. Bei der Darstellung wird zeitgeistig auf höfisch-aristokratischen Prunk verzichtet.

Das Kaiserhaus präsentiert sich durch Fendi als bescheiden und einfach lebende bürgerliche Familie. Diese Werke bilden die Ausnahme in der Kategorie Genremalerei, die sonst tatsächlich vom einfachen Volk erzählt – wenn auch nicht von dessen realem Leben. Geht es doch nie um Naturalismus, sondern um ebenso sanften wie bestimmten Druck zu gefestigter Sittlichkeit und zu untadeligem Manövrieren im Rahmen der verordneten Moral.

Peter Fendi sucht mit der "idealen" Darstellung von Armut den Betrachter zu rühren. Mitleid galt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Quelle aller sozialen Tugenden. Die intendierte "Erweichung des Herzens" schien durch bis an die Grenze des Erträglichen anrührende Motive am besten zu erreichen: Bettelnde Kinder, Witwen, die traurige Situation von Soldaten – allesamt stets in tadellos fesselndes Licht getaucht.

Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder sieht die Wurzeln von Fendis Werk im Niederländischen: "Seine Lehrmeister waren die holländischen Genrebilder der Gemäldesammlung des Grafen Lamberg-Sprinzenstein. An ihnen schulte Fendi seinen Sinn für Realismus, hier fand er die Grundlagen für seine situativ plausibel erzählten Geschichten, hier erkannte er die malerischen Vorzüge der Kabinettstücke." (Markus Mittringer / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.4.2007)


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