Über die von Rüdiger Andorfer kuratierte Schau "RAINER, sonst keiner! Überschriftungen" freue er sich "sehr, sehr", meinte Noever bei der Presseführung am Dienstag. Einerseits handle es sich bei den fast 300 ausgestellten Entwürfen, die gemeinsam mit 52 Plakaten präsentiert werden, um "Arbeiten, die bis dato nicht gezeigt wurden", andererseits scheint die Strategie, durch diese Präsentationen den Sammlungsbestand zu mehren, aufzugehen. Die insgesamt 367 Originale umfassende Werkgruppe, die der Künstler dem Museum zunächst als Leihgabe überlassen habe, werde durch den Freundesverein "MAK Art Society" (MARS) als Block erworben. Noever: "Mir ist es wichtig, dass dieser Zyklus geschlossen ins Haus kommt. Arnulf Rainer ist uns dabei sehr entgegengekommen."
Ausweichen in die Albertina
Nachdem man aber versuchen sollte, die Dinge "nicht nur zu erwerben, sondern auch auszustellen", doch im MAK "kein Quadratzentimeter Platz" übrig sei, sucht Noever nach neuen Ausstellungsräumen für Arnulf Rainer - und denkt dabei nicht nur an den geplanten MAK-CAT im Gefechtsturm Arenbergpark, sondern auch ausgerechnet an die Albertina, wo man Räumlichkeiten mieten könne. "Eine sehr gute Idee", findet Rainer, "die haben ja genug Platz!"
Rainer zeigte sich angesichts seiner Plakatentwürfe und Plakate aus mehr als fünf Jahrzehnten "überrascht, welche Variationsbreite meine Namensschreibung hat" und erfreut darüber, was für ein fescher, junger Mann er gewesen sei, wie seine frühen Selbstübermalungen bewiesen. Er habe schon als Bub seine Kinderbücher überkritzelt. "Die Eltern haben dann gesagt: Der muss Maler werden! Mein Zwillingsbruder, der das genauso gemacht hat, hat nicht so viel Anerkennung gefunden. Der wurde dann Jurist", erzählte er schmunzelnd.
Die Ausstellung bietet einen eindrucksvollen Überblick über die Variationsbreite der Rainer'schen Übermalungen, die vom eigenen Gesicht ("Face Farces") über Totengesichter und -masken bis hin zu Abbildungen von Kunstwerken oder religiösen Symbolen reicht. Die Übermalung einer naturwissenschaftlichen Schlangen-Darstellung findet man etwa auf einem Plakat zu "30 Jahre Residenz Verlag" ebenso wie auf der Ankündigung der Rainer-Schau "Naturgeschichte. Fauna, Flora, Etc." auf Schloß Grafenegg (1987). Zu entdecken sind Entwürfe zu einem Plattencover für André Heller (1980): "Verwunschen" zeigt die Übermalung eines Schwarz-Weiß-Fotos, bei dessen Motiv man ins Rätseln kommt: Stein oder Schwein?
Noever: "Kulturministerium ist kein Ausweg, sondern Verlängerung der Misere"
Zur Ankündigung einer Podiumsdiskussion "Der Künstler und das Geld" (1988) ließ Arnulf Rainer ein Augenpaar aus einer fast völlig schwarzen Kohlezeichnung hervorstechen. Zum selben Thema hat er sich auch kürzlich im Rahmen der von Noever und dem Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien, Gerald Bast, ins Leben gerufenen Aktion "Gegenwartskunst in die Regierung" geäußert: "Diese Regierung soll vom Bundespräsidenten abwärts Kunstwerke nicht ausleihen oder sich schenken lassen, sondern wie jede seriöse Firma kaufen. Moderne Kunst versteht man erst, nachdem man sie bezahlt hat."
Was die aktuelle Debatte um ein Kunst- oder Kulturministerium angeht, sagte Noever: "Ein Kulturministerium ist kein Ausweg aus der Misere, sondern eine Verlängerung der Misere." Um die Gegenwartskunst in der Regierung zu verankern, könne man sich aber durchaus andere Strukturen und Modelle als die eines herkömmlichen Ministeriums überlegen. Wer dafür in Frage käme? "Man kann den Arnulf Rainer fragen!"
Die neue "Künstler im Fokus"-Reihe des MAK soll nach "RAINER, sonst keiner!" mit Präsentationen von Alfons Schilling, Padhi Frieberger, Liam Gillick, Franz West, Vito Acconci, Ilya Kabakov, Michael Kienzer und Brigitte Kowanz fortgeführt werden. (APA)