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Mit Joseph Beuys und Martin Kippenberger nach Madrid

Nächste Woche beginnt die Arco. Spaniens wichtigster Marktplatz für moderne und zeitgenössische Kunst wird bei deutschen Galeristen immer beliebter

"Spanien hat sich in den letzten Jahren zu einem dynamischen Markt entwickelt", sagt die Frankfurter Galeristin Bärbel Grässlin. Seit zwei Jahrzehnten ist sie auf der Kunstmesse Arco vertreten und hat sich in dieser langen Zeit "das Vertrauen der spanischen Sammler und Institutionen aufgebaut". Außerdem hat sie hier "viele südamerikanische Sammler kennengelernt". Tatsächlich gilt die Madrider Kunstmesse, die in diesem Jahr ihr 25. Jubiläum feiert, als brückenschlagender Handelsplatz, der auch jenseits des Atlantiks Kunden anlockt.

Vom 9. bis 13. Februar werden sich auf dem Messegelände Juan Carlos I rund 280 Galerien aus 33 Ländern präsentieren. Grässlin reist dabei mit bekannten Künstlern wie Martin Kippenberger, Imi Knoebel, Franz West, Günter Förg und Albert Oehlen an. Da deutsche Kunst momentan überall erfolgreich ist, kann sie mit gutem Umsatz rechnen.

Auch für den in Köln ansässigen Heinz Holtmann, der als ehemaliger Vorsitzender des Bundesverbandes deutscher Galerien (BVDG) reichlich Erfahrung und Überblick mitbringt, ist die spanische Messe attraktiv, hat sie doch etwas, das der Kölner Veranstaltung Art Cologne - immerhin Mutter aller Kunstmessen - derzeit schmerzlich fehlt.

"Ich schätze die Arco wegen ihrer zunehmenden Internationalität", sagt Holtmann, "dadurch hat sie sich in den letzten Jahren im Ranking weltweit auf Platz zwei oder drei vorgearbeitet." Was gibt es hier, das man woanders nicht findet? "Nirgends sonst gibt es neben europäischer und amerikanischer Kunst ein so breites Spektrum an südamerikanischer Kunst, was traditionell in Madrid auch die Sammler der südlichen Hemisphäre anzieht."

Auch Holtmann legt den Schwerpunkt auf deutsche Namen, allen voran Joseph Beuys, dessen 20. Todestag viel mediales Echo ausgelöst hat. Darüber hinaus wirbt Holtmann für aktuelle Fotokünstler, darunter Aufsteigerinnen wie Judith Samen, denn im letzten Jahr hat er seine jungen Künstler "sehr gut verkauft".

Bärbel Grässlin und Heinz Holtmann sind nicht die einzigen deutschen Händler, die in Madrid ausstellen. Rund zwanzig Galerien aus der gesamten Republik haben diesmal ihre Teilnahme zugesagt - unter ihnen Thomas (München), Carlier/Gebauer (Berlin), Hans Mayer (Düsseldorf), L.A. Galerie - Lothar Albrecht (Frankfurt) und Sfeir-Semler (Hamburg). Damit liegt die Zahl der deutschen Teilnehmer nur knapp unter dem Anteil des Gastlandes Österreich, das sich mit 22 Galerien auf einem speziell zur Verfügung gestellten Areal in der Halle 7 präsentiert.

Rund viermal so hoch ist in diesem Jahr die Zahl der Gastgeber. Und daß, obwohl der Anteil spanischer Galerien schon 2005 auf circa ein Drittel reduziert wurde, um mehr internationale Präsenz zu erzielen. Nicht zuletzt deshalb findet gleichzeitig im ehemaligen Kongreßzentrum in der Casa de Campo erstmals eine Arco-Parallelveranstaltung, die Art Madrid, mit 70 vorwiegend spanischen Händlern und Galeristen statt.

Trotz eines strengen Zulassungsverfahrens ist die Arco immer noch zu groß. Ob die neue Chefin Lourdes Fernández, 44, die im kommenden Jahr die langjährige Direktorin Rosina Gómez Baeza ablöst, daran etwas ändern wird, ist ihr noch nicht zu entlocken. Auch in Köln stöhnt man ja seit langem über die schiere Quantität und will nun endlich "Nägel mit Köpfen" machen, sagt Art-Cologne-Geschäftsführer Gerard Goodrow. Freilich nicht ohne zugleich auch über die Gründung eines Messeneulings auf Mallorca nachzudenken.

Bis es soweit ist, mag der Schlachtruf "Viva España" nach Madrid führen und der Arco, einer der populärsten Kunstmessen, wieder die gewohnten Publikumsströme bescheren. Beim letzten Mal sorgte eine Bombenexplosion der Eta-Terroristen dafür, daß es deutlich weniger waren als die sonst üblichen 200 000 Besucher.

9. bis 13. Februar; Messe Madrid; 12 bis 21 Uhr Marion Leske


Artikel erschienen am 5. Februar 2006

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