Krach in der Künstler-WG | |
Albertina und Österreichisches Filmmuseum liefern sich derzeit einen kräftigen Schlagabtausch.
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Im herzoglichen Palais des Albert von
Sachsen-Teschen hängt der Haussegen schief. Letzter Anlass ist ein
Interview, das der Direktor der Grafischen Sammlung Albertina, Klaus Albrecht
Schröder, am Mittwoch der Nachrichtenagentur APA gegeben hat. Darin wirft
er seinen Mitbewohnern im Teschen-Palais, dem Österreichischen
Filmmuseum, vor, "sein" Haus zu verunstalten. Neue Wege Wörtlich sagte Schröder: "Mich deprimiert es zutiefst, dass im
Erdgeschoß ein Mieter einen Eindruck erzeugt, der uns förmlich zwingt,
einen anderen Eingang zu suchen. Dort regiert der 50er-Jahr-Mief, das ist
verdreckt - und so etwas nennt sich heute Kinofoyer!" Die polemische Spitze ihres Direktors liest sich auf der Homepage der
Albertina neutral gehalten so: "Im Zuge der Sanierung des Palais wird der
ursprüngliche Haupteingang der Albertina auf der der Staatsoper
zugewandten Seite der Bastei geöffnet, dadurch ergeben sich auch für die
Bastei neue Nutzungsmöglichkeiten an diesem eminent wichtigen Punkt der
Wiener Innenstadt." Schröders Standpunkt lautet, dass er dem Filmmuseum angeboten habe,
Aufgaben des Filmmuseums wie Marketing, Rechnungswesen, Verwaltung,
Controlling oder Verwahrung der Sammlung zu übernehmen. "Daraufhin habe
ich vom Anwalt des Filmmuseums einen Brief bekommen, der eine reine Chuzpe
ist, und bei dem ich dankbar war, dass er mir nicht noch ein Wegeverbot
erteilt hat", so Schröder. Moderate Replik Zu ebener Erde, im Filmmuseum, ist man über die Attacken aus dem ersten
Stock mehr als verwundert. Der von Schröder angesprochene Anwalt, Heinrich
Wille, der auch Obmann des Vereins Österreichisches Filmmuseum ist,
kontert im Interview mit ON Kultur, dass Klaus Albrecht Schröder kurz nach
dessen Amtsantritt im Herbst 1999 Zusammenarbeit angeregt hatte, bis in
den Herbst 2000 allerdings nichts mehr von sich hatte hören lassen. "Dann
sollte aber alles sofort entschieden werden", so Wille. Auf die
Gegenvorschläge des Filmmuseums habe Schröder bis zum aktuellen
APA-Interview nicht reagiert. Das Filmmuseum sei trotz der rüden Attacken weiterhin zur
Zusammenarbeit bereit, etwa was einen gemeinsamen Online-Auftritt
betreffe. Wille beharrt aber darauf, dass das Filmmuseum ein
eigenständiger, gleichberechtigter Partner bleiben müsse. Unfreundliche Übernahme? Klaus Albrecht Schröder hat in dem Interview auch Staatssekretär Morak
kritisiert, dem er mangelnde Aufsichtstätigkeit vorwirft. "Er sieht sich
nur als Subventionsgeber und hat bisher kein Interesse oder keine Zeit
gefunden, koordinierend tätig zu werden. Eine Bereinigung der
verschiedenen Filminstitutionen in Wien muss doch in Angriff genommen
werden können." Heinrich Wille versteht das als gefährliche Drohung und fürchtet, dass
die Albertina das Österreichische Filmmuseum "schlucken will". Großer Umbau Der Albertina-Chef arbeitet jedenfalls mit Hochdruck an der
Verwirklichung eines neuen Konzeptes für die weltweit renommierte
Grafiksammlung. Also renoviert man das Palais Alberts von Sachsen-Teschen,
baut Studienräume und einen neuen Tiefspeicher, beseitigt Einbauten der
50er Jahre und wird hier künftig in "Period Rooms" mit Originalmöbeln den
Besuchern zeigen, wie Kaisers anno dazumal zu wohnen pflegten. Außerdem entsteht eine rund 700 Quadratmeter große Ausstellungshalle.
Auffassungsunterschiede mit dem Bundesdenkmalamt über die dabei
vorgenommene Zerstörung von Bibliotheksschränken hält Schröder für
erledigt. Was dagegen noch lange nicht erledigt ist, ist die Finanzierung.
Obwohl der Albertina-Leiter die zuletzt von Burghauptmann Wolfgang Beer im
profil geäußerte Vermutung, die Baumaßnahmen könnten sich
letztlich auf 1,2 Milliarden Schilling summieren, als "absolut
inakzeptable Äußerung" zurückweist, klafft derzeit eine Finanzierungslücke
von 170 Millionen, "ohne die wir die Prunkräume nicht renovieren
können". Big Spender Schröder versucht die Mittel auch über private Sponsoren zu lukrieren
und hat 100 Millionen der geplanten 270 Millionen Schilling schon in der
Tasche. Ob es in Wien nach einem Vilar-Saal im Musikverein nun auch einen
Vilar-Trakt in der Albertina geben wird, das will der Direktor noch nicht
verraten: "Im Rahmen einer großen Feier werde ich im März die bisherigen
Mäzene bekannt geben." Architektenwettbewerb Anfang März soll auch der Sieger des geladenen Architektenwettbewerbs
zur Gestaltung und Erschließung der Albertina-Rampe gekürt werden, an dem
Zaha Hadid, Coop Himmelb(l)au, Hans Hollein, Wilhelm Holzbauer und die
Architekten des Umbaus, Steinmayr & Mascher, teilnehmen. Am 15. Jänner
soll das erste Hearing stattfinden, und Schröder hat für das Projekt einen
unbescheidenen Wunsch: "Das muss eine Landmark in der Geschichte der
Architektur werden." Die Finanzierung hat der Onetwosold-Miteigentümer
Erwin Soravia jun. übernommen. Im Streit mit dem Filmmuseum sieht dessen Obmann Heinrich Wille den Albertina-Chef am Zug. "Wir haben unseren Gegenvorschlag gemacht, jetzt ist er dran." Wie auch immer der Streit ausgeht, die Eröffnung der runderneuerten Albertina ist auf September 2002 fixiert. | ||
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