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Hauptausgabe vom 20.06.2003 - Seite 007
PROTEST: Kunstexperten und Kunst-Uni-Vertreter wehren sich gegen Gehrers Stundenkürzungen

Alarmschrei aus der Kunst gegen rüde Beschneidung

"Die Krise des Kunstunterrichts ist die Krise der Kulturnation", so lautet der Tenor einer vom österreichischen Künstler Erwin Wurm initiierten Veranstaltung am Dienstag an der Wiener Universität für angewandte Kunst. Es ging darin um die geplante Kürzung der Stundenanzahl von zwei auf eine Wochenstunde. Das sei "nicht der Auslöser der Krise, sondern ein Symptom für die krasse politische Fehleinschätzung einer bereits alarmierenden Situation", betonte Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst. Aus diesem Grund senden prominente Vertreter österreichischer Museen und Galerien sowie Lehrer und Universitätslehrer einen "Alarmschrei aus der Kunst". Stellenwert und Qualität des Kunstunterrichts haben entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung sowohl von künftigen Kulturschaffenden als auch von Kunstkonsumenten und damit auf die Existenz von Museen, Galerien, Konzerthäusern oder Kultursponsoring.

Die jüngste Schulreform sei hingegen "mit dem Rasenmäher" erfolgt. Museumsbesuche von Schulklassen beispielsweise wären in der knappen Zeit nicht mehr unterzubringen. Gewarnt wurde vor daraus resultierenden massiven Einbrüchen bei Museums-Besucherzahlen, mit denen sich wiederum Subventionskürzungen argumentieren ließen.

Kunsthallen-Leiter Gerald Matt kritisierte die Tendenz, Schule zu einer "verlängerten Werkbank der Wirtschaft" zu machen. Studien hätten zudem längst belegt, wie wichtig Kreativität und vernetztes Denken gerade auch für die Ökonomie seien, betonte Franz Niermann von der Wiener Musikuniversität. Niermanns Resümee: "Dass sich die Kulturnation Österreich so eine Blöße gibt, ist unverständlich."


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