Geheimnisvolles Flair
Ausstellung. Das Tiroler Landesmuseum ehrt den Künstler Peter Willburger.
HELGA REICHART INNSBRUCK (SN). Mit der Schau „Netzwerke mit Seele“ gibt das Tiroler Landesmuseum dem Werk des Radierers Peter Willburger (1942–1998) jene Anerkennung, die ihm schon zu Lebzeiten gebührt hätte. Obwohl sein Name spät ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit gedrungen war, trug nicht erst der tragische Tod dieses außergewöhnlichen Künstlers Schätze ans Licht, die als Spitzenleistungen abendländischer Radierkunst anzusehen sind.
Der Zugang zu diesen Radierungen, wie sie derzeit im Innsbrucker Ferdinandeum vorliegen, ist nicht leicht. Und das hat nichts mit der hingebungsvollen Zurückgezogenheit des Künstlers zu tun, der den Großteil seines arbeitsintensiven Lebens mit seiner Frau Eva im kleinen Raito an der amalfitanischen Küste zubrachte. Es braucht die persönliche Begegnung mit diesen Blättern voll unbändiger Kraft und klarer Schönheit, um die unzähligen punktuellen Ritzungen und Linien der Kaltnadelradierung – deren Handbearbeitung jedes Objekt zum Original macht – zu enträtseln und zu verstehen.
Willburgers Laufbahn begann an der Akademie der Bildenden Kunst bei Max Weiler, setzte sich in der Florentiner Kunstdruckerei „Il Bisonte“ und am Grafikinstitut „Calografie Nazionale“ in Rom fort, wo er sich mit der Radiertechnik befasste und in ihr – im Laufe von über zwanzig Jahren – ein autonomes Gestaltungsmittel entdeckte. Dies manifestierte sich in einer „Sprache, die von der Welt der Ein- und Mehrdeutigkeit, von der Wucht subtilster Details, von der Welt der Verschiedenheit und deren unaussprechlichen Veränderungen (. . .) zeugen soll“, wie Willburger erläuterte.
Einen ersten Höhepunkt erreichte der Künstler mit seinen noch an Malerei und Zeichnung orientierten Radierungen zu Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“ in den 1970er-Jahren. Hier geht es nicht um banale illustrative Äußerlichkeiten: Das Gelesene gestaltet sich für den Künstler vielmehr zu einem „inneren Zustand“, den er in Form unzähliger, in die Radierplatte geritzter Punkte verlebendigt und als äußeren Abdruck auf das Papier überträgt. Seine pixelartig gesetzten Radierungen, die einem Computerbild gleichen, sind „Netzwerke mit Seele“ voller Atem und Flair. Die verdichteten Radierungen „Metamorphose“, „Treffpunkte“ und „Atmosfera“ 1979/80 weisen erstmals das Prinzip des Druckens von mehreren Zuständen auf einem einzigen Blatt auf. Das wurde zum Markenzeichen dieses Radierers. Von der kargen Tiroler Landschaft ausgehend, hat Willburger immer neue Motivationen gefunden, den geheimnisvollen Verwandlungen der südlichen Landschaft nachzuspüren. „Ein auf Platte gestochenes Zeichen ist immer der Beginn einer neuen Möglichkeit (. . .), das ganze Leben lang“, sagte Willburger. Bis 23. 5. www.tiroler-landesmuseen.at