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Kunstberichte

Ein Museum mit Möglichkeitssinn

Das Museum als Kunstwerk – MAK zeigt in der Schau "Raumplanung" Pläne, Skizzen und Fotos aus 135 Jahren
Illustration
- Barbara Bloom ordnet eine Armee der Sessel in Reih und Glied an.  Foto: MAK Archiv 1992

Barbara Bloom ordnet eine Armee der Sessel in Reih und Glied an. Foto: MAK Archiv 1992

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

1871 wurde das Museum für Kunst und Industrie nach nur drei Jahren Bauzeit als eine der modernsten Lösungen zwischen Nutzarchitektur und Repräsentation eröffnet. Geplant vom ersten Direktor, dem Kunsthistoriker Rudolf Eitelberger, erbaut von Heinrich von Ferstel, dekorierten die Professoren der angeschlossenen Kunstgewerbeschule. Nicht nur für Wien ein revolutionäres Konzept, der Säulenhof war etwa wie ein Pantheon für die Pioniere der angewandten Kunst. Der Stil der Neorenaissance prägte von hier aus die nächsten Jahre des Historismus auf der ganzen Ringstraße.

Den Musterbau für einen neuen Museumstyp verbindet die Ausstellung "Raumplanung. Der Hang zum Unverwechselbaren" mit der Generalsanierung der Jahre 1989 bis 1993 und schließt mit der letzten Intervention der Architektenteams eichinger oder knechtl im ehemaligen Café.

Murren, aber kommen

Die Pläne und Zeichnungen des 19. Jahrhunderts waren schon 2000 im Rahmen der Schau zu den Anfängen des Museums von Rainald Franz grundlegend analysiert worden. Bis heute viel zu wenig bekannt ist, dass die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Glasfenster im Stiegenhaus 1970 von Isolde Joham sensibel ersetzt wurden. Diesem Verbindungsglied zwischen Alt und Neu schließt Kuratorin Kathrin Pokorny-Nagel die Aktualisierung der Programmatik unter Direktor Peter Noever (seit 1986) an. Die Architekten Sepp Müller und Wolfdietrich Ziesel setzten mit dem gläsernen Verbindungstrakt und einem unterirdischen Depot erste Akzente, 1988 öffnete der Bildhauer Walter Pichler den Trakt am Wienfluss zum Garten. Viele Diskussionen löste auch die Rampe Peter Noevers daselbst aus. 1989 starteten die künstlerischen Interventionen im Innenraum.

Auch wenn die Wiener immer wieder zu Konzepten murrten, hat Noever mit internationalen Preisen und steigenden Besucherzahlen Bestätigung für sein Konzept erhalten. Dass natürlich die außen sichtbaren Interventionen wie James Wines Bogensegment für die ehemalige Buchhandlung, die Lemurenköpfe von Franz West und die Rampe weiter für Diskussionen sorgen werden, ist im Sinne eines permanenten Diskurses nur zu begrüßen.

Raumplanung

Der Hang zum

Unverwechselbaren

MAK Kunstblättersaal

Bis 29. Oktober

Dokumentarisch.

Mittwoch, 26. April 2006


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