diepresse.com
zurück | drucken

19.09.2003 - Kultur&Medien / Ausstellung
Essl: Einladung zur Annäherung
Die Sammlung Essl widmet Hermann Nitsch eine umfassende Retrospektive.

Karlheinz und Agnes Essl können aus dem Vollen schöpfen, wenn sie für Hermann Nitsch anlässlich seines bevorstehenden 65ers eine Retrospektive ausrichten, verfügt ihre Sammlung doch über einen der größten Aktionsbestände des Landes.

Dabei war die Annäherung an dieses schwierige, seit den Anfängen in den 60er-Jahren bis heute immer noch öffentlich angefeindete Werk nicht so einfach. Denn auch erfahrene Kunstkenner wie die Essls hatten, wie der Sammler eingesteht, lange Probleme mit der ebenso viele Grenzen überschreitenden wie Tabus sprengenden Kunst des Langzeit-Aktionisten. Essl: „Ich möchte allen Mut machen. Auch mir und meiner Frau ist es nicht anders ergangen.“ Dazu kommt, dass dem Protestanten Essl der barocke Katholizismus, der für Nitschs Arbeit einen wichtigen Bezugspunkt darstellt, weltanschaulich ganz und gar fremd war.

Nach einem Besuch in Prinzendorf – gleichsam einer Begehung von Nitschs Musik, Theater und Malerei umfassendem Gesamtkunstwerk – schlug die Vorsicht bald in Begeisterung um. In einem gründlichen Schwenk vom Frühwerk hin zu neuesten Bildern, Aktionen und Fotografien will die Ausstellung nun einen Beitrag leisten zur Annäherung an das reichhaltige Werk eines Künstlers, der so schwierig gar nicht ist, lässt man sich erst einmal auf seine Kunst ein.
Mit der Klanginstallation „Le mystère d’orgue“ von Karlheinz Essl jun. gibt es auch ein musikalisches Geburtstagsgeschenk. Für den 15. 11. schließlich ist eine Aktion des Meisters himself im Depot geplant.

 

Tipp:

Sammlung Essl, Klosterneuburg: „Nitsch – Retrospektive“, 17. 10.–11. 1. 04, Di–So: 10–19 Uhr, Mi: 10–21 Uhr

© diepresse.com | Wien