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09.10.2002 - Ausstellung
AUSGESTELLT IN WIEN von JOHANNA HOFLEITNER


Galerie Faber. Albert Renger-Patzsch zählt zu den führenden deutschen Photographen der zwanziger Jahre. Handwerklichkeit war ihm die oberste Maxime, verspielte Experimente lehnte er ab. Bekannt sind vor allem seine klinisch-kühlen Aufnahmen von Maschinen und Industrieanlagen, von denen in der Schau eine kleine Auswahl zu sehen ist. Der Schwerpunkt liegt aber auf der Objekt- und Pflanzenphotographie: bestechend etwa, die Extremvergrößerung einer Käsereibe oder der sachliche Blick auf "Kirschen im Kessel". Unter den Pflanzenaufnahmen faszinieren die seriellen Kaktusbilder: aus einer Position aufgenommen, verhandeln sie vor allem Struktur und Abstraktion. Wie Photographie wörtlich interpretiert werden kann, zeigen Werner Schnelles "Light Works": Kontakte von Großformatnegativen, die der Salzburger durch die Bewegung verschiedenster Lichtquellen quasi "beschrieben" hat. (IV., Brahmsplatz 7; bis 2. 11.)

Galerie Hohenlohe & Kalb. Wenngleich bisweilen edel in der Oberfläche, sind Roland Kollnitz' Skulpturen eigentlich verblüffend einfach, ja sogar "arm". Das fängt damit an, daß er den Galerieraum simplifiziert, Sesselleisten entfernt und Halogenspots durch Neonröhren ersetzt hat. Darin liegt nun etwa eine polierte Edelstahlscheibe als "Plattform" auf dem Boden, oder es hängt eine Rolle blaues Abdeckband nobel als "Carinthian Blue" am Nagel. Quer durch zwei Räume lädt schließlich ein langes Gestell aus Stahl, Lack und Noppenfolie ein zum Abstützen, Anlehnen und wonach dem Vernissagegast sonst noch ist. Programmatischer Name: "Skulpturen sind super". Auch dieser Sager birgt in seiner Naivität schon wieder einen Reiz. (I., Bäckerstraße 3; bis 19. 10.)

Charim Galerie. In einem mutigen Mix unbekannter und etablierter Künstler nimmt ". . . privat!" die Schnittstelle öffentlich/privat unter die Lupe. Da sind etwa Friedl Kubelkas Porträtfolgen, deren intime Anmutung durch die Beschränkung aufs Schwarz-Weißmedium noch gesteigert wird; "Traumbilder" von Ingrid Wiener; artifizielle Photogravuren von Tracey Moffat, die erotische Träume aus unterschiedlichen Perspektiven visualisieren. Oder eine eindrückliche Hotelbildserie von Brigitte Boll. Milica Tomic wiederum macht ihre erste Beichte öffentlich und dokumentiert per Tonband den Beginn ihrer Psychoanalyse. (I., Dorotheergasse 12; bis 19. 10.)



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