Unkraut, Disteln, unscheinbare Blüten, Gesträuch. 265
Dias von Pflanzen, die im Verborgenen gedeihen, unter kärglichen
Bedingungen. Der Künstler Lois Weinberger setzt sie akribisch, von unten
beleuchtet, zu einem matt-glühenden Mosaik zusammen. Sein "Gartenarchiv",
als ästhetische Metapher für die Ausgrenzung in der Gesellschaft.
Angekauft wurde diese Installation von der Österreichischen Galerie
Belvedere im vergangenen Jahr, gemeinsam mit siebzehn anderen Arbeiten
zeitgenössischer Künstler.
"Das Neue" heißt jetzt die Ausstellung, in der diese
Erwerbungen im Oberen Belvedere präsentiert werden, bevor sie wieder in
das Depot wandern - müssen. Denn für eine ständige Ausstellung der
Sammlung zeitgenössischer Kunst steht im Belvedere kein Raum zur
Verfügung. Die Österreichische Galerie besitzt etwa 100 Werke aus den
vergangenen dreißig Jahren, weitere 100 Arbeiten aus dieser Zeit bewahrt
sie als Leihgabe der Artothek des Bundes auf.
Die achtzehn Erwerbungen von Gegenwartskunst im
vergangenen Jahr kamen durch die Ankaufsförderung für zeitgenössische
Kunst des Bundes zustande, die ehemalige Galerienförderung. Zur Verfügung
standen 72.700 Euro (eine Million Schilling), aufgestockt um 30 Prozent
aus dem eigenen Budget. Gekauft wurden Arbeiten von in Österreich lebenden
Künstlern, dem zuständigen Kurator Thomas Trummer war es auch wichtig,
"die lebendige Wiener Szene festzuhalten".
So finden sich in der Schau Namen wie Dorit Margreiter,
Muntean/Rosenblum, Marko Lulic. Darunter fallen zwei junge Künstler auf:
Die Installation "Zentrale" vom 1970 geborenen Hans Schabus besteht aus
einem wundersamen Tisch, in dem eine Spielzeug-Lock ihre Runden dreht und
aus dem sich per Knopfdruck Aschenbecher und Schnapsflasche erheben sowie
einem mystischen Video und Photos. Oktavian Trauttmansdorff ist mit einer
vier Meter langen, in der Donau entwickelten, düsteren Photographie
vertreten.
Aus der älteren Generation sind Valie Export, Hubert
Schmalix, Marcus Geiger und Walter Obholzer vertreten. Einen guten Riecher
hatte man bei "The B-Thing" der Künstlergruppe Gelatin, die Dokumentation
einer spektakulären Aktion, die im März 2000 im World Trade Center in New
York stattgefunden haben soll: Gelatin entfernten im 91. Stock ein
Fenster und montierten für wenige Minuten, unbemerkt von der
Öffentlichkeit, einen schmalen Holzbalkon an der Fassade. Wenige Tage vor
dem Terroranschlag kaufte die Österreichische Galerie die Photoserie.
Bis 1. April. Di. bis So. 9 bis 17 Uhr.
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Presse | Wien