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21.02.2002 - Ausstellung
Kunst-Nachwuchs für das Belvedere
Die Neuerwerbungen des vergangenen Jahres zeigt die Österreichische Galerie im Oberen Belvedere. Von Valie Export bis Gelatin.
VON ALMUTH SPIEGLER


Unkraut, Disteln, unscheinbare Blüten, Gesträuch. 265 Dias von Pflanzen, die im Verborgenen gedeihen, unter kärglichen Bedingungen. Der Künstler Lois Weinberger setzt sie akribisch, von unten beleuchtet, zu einem matt-glühenden Mosaik zusammen. Sein "Gartenarchiv", als ästhetische Metapher für die Ausgrenzung in der Gesellschaft. Angekauft wurde diese Installation von der Österreichischen Galerie Belvedere im vergangenen Jahr, gemeinsam mit siebzehn anderen Arbeiten zeitgenössischer Künstler.

"Das Neue" heißt jetzt die Ausstellung, in der diese Erwerbungen im Oberen Belvedere präsentiert werden, bevor sie wieder in das Depot wandern - müssen. Denn für eine ständige Ausstellung der Sammlung zeitgenössischer Kunst steht im Belvedere kein Raum zur Verfügung. Die Österreichische Galerie besitzt etwa 100 Werke aus den vergangenen dreißig Jahren, weitere 100 Arbeiten aus dieser Zeit bewahrt sie als Leihgabe der Artothek des Bundes auf.

Die achtzehn Erwerbungen von Gegenwartskunst im vergangenen Jahr kamen durch die Ankaufsförderung für zeitgenössische Kunst des Bundes zustande, die ehemalige Galerienförderung. Zur Verfügung standen 72.700 Euro (eine Million Schilling), aufgestockt um 30 Prozent aus dem eigenen Budget. Gekauft wurden Arbeiten von in Österreich lebenden Künstlern, dem zuständigen Kurator Thomas Trummer war es auch wichtig, "die lebendige Wiener Szene festzuhalten".

So finden sich in der Schau Namen wie Dorit Margreiter, Muntean/Rosenblum, Marko Lulic. Darunter fallen zwei junge Künstler auf: Die Installation "Zentrale" vom 1970 geborenen Hans Schabus besteht aus einem wundersamen Tisch, in dem eine Spielzeug-Lock ihre Runden dreht und aus dem sich per Knopfdruck Aschenbecher und Schnapsflasche erheben sowie einem mystischen Video und Photos. Oktavian Trauttmansdorff ist mit einer vier Meter langen, in der Donau entwickelten, düsteren Photographie vertreten.

Aus der älteren Generation sind Valie Export, Hubert Schmalix, Marcus Geiger und Walter Obholzer vertreten. Einen guten Riecher hatte man bei "The B-Thing" der Künstlergruppe Gelatin, die Dokumentation einer spektakulären Aktion, die im März 2000 im World Trade Center in New York stattgefunden haben soll: Gelatin entfernten im 91. Stock ein Fenster und montierten für wenige Minuten, unbemerkt von der Öffentlichkeit, einen schmalen Holzbalkon an der Fassade. Wenige Tage vor dem Terroranschlag kaufte die Österreichische Galerie die Photoserie.

Bis 1. April. Di. bis So. 9 bis 17 Uhr.



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