Kritik an Kündigung des Tiroler Kunsthallenleiters

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Gegen eine Schließung der Kunsthalle Tirol und gegen eine Kündigung des Geschäftsführers, Hubert Salden, hat sich der Vorstand der internationalen Vereinigung der Kunstkritiker, Kunstschriftsteller und Kuratoren, AICA in Paris (eine NGO der UNESCO), am Montag ausgesprochen. An die verantwortlichen Landespolitiker erging ein Appell, die Kündigung zurück zu ziehen.

"Die Regierung in Wien sowie jene einiger Bundesländer haben sich zur Zeit offenbar einer Kulturpolitik verschrieben, die reaktionärer nicht sein kann", hieß es in einer Aussendung. Die Schließung des Pariser Kulturinstitutes und der "Fall Kunsthalle" seien an Provinzialismus "unübertroffen".

"Mangelnde Zivilcourage"

Die Haltung des Haller Bürgermeisters Leo Vonmetz und der Stadtregierung sei "rücksichtslos und unqualifiziert". Den Stadt- und Landespolitikern, die dem "Benehmen" des Bürgermeisters zunächst "kritisch" gegenüber gestanden seien, wurde "mangelnde Zivilcourage" und "politische Verantwortungslosigkeit" vorgeworfen.

Es gebe "genügend Möglichkeiten Musikantenstadeln abzuhalten" und "mit anderem volksbrauchlerischen Kitsch Publikum anzulocken". Dass sich die "Engstirnigkeit zwischen den hohen Bergen in Tirol besonders festsetzt", sei umso bedauerlicher, "als gerade hier viele bedeutende moderne Künstler geboren wurden".

Reduzierter Ausstellungsbetrieb

Salden betonte gegenüber der APA, dass vorerst noch nicht klar sei, ob er nun "rechtsgemäß" gekündigt worden sei oder nicht. Am 31. Oktober sei ihm per Stadtpolizei das Kündigungsschreiben zugestellt worden, das er aber nicht angenommen habe. Der Bürgermeister und die Gesellschafter der Kunsthalle hätten keinen Grund, um ihn "davon zu jagen", denn in künstlerischen sowie kaufmännischen Belangen gebe es nichts zu beanstanden, betonte Salden.

Der Bürgermeister habe in ihm, Salden, wohl eine "Proforma-Figur" gesehen, da der Kunsthallenbetrieb auf eine Ausstellung im Jahr reduziert werden sollte. Da Salden eine Nutzung der Halle für andere Zwecken, wie Messen oder Tanzveranstaltung, nicht befürwortet habe, dürfte die Kündigung wahrscheinlich eine "Retourkutsche" dafür gewesen sein, mutmaßte der Kunsthallenleiter.

Finanzielle Krise

Nicht wie von Kulturstaatssekretär, Franz Morak (V), zugesagte 2,5 Millionen, sondern "nur eine Million" sei bislang ausbezahlt worden, schilderte Salden seine schwierige Situation. Auch sei jener Arbeitskreis, der von Kulturlandesrat Günther Platter (V) eingesetzt worden sei, nicht mit "internationalen" Experten bestückt, sondern setzte sich aus lokalen "Experten" zusammen, ortete Salden ein weiteres Manko. Darüber hinaus warf er der Stadt Hall vor, versucht zu haben, einen Teil der "eigenen Subventionen" über "verdeckte Mietkosten" wieder zurück zu fordern.

Budget von Stadt und Land

Die Stadt Hall und das Land Tirol hatten sich im Jänner dieses Jahres auf ein gemeinsames Budget bis 2004 geeinigt. Beide Partner sollten jeweils 2,5 Millionen Schilling jährlich zahlen.

In der Vereinbarung war überdies festgehalten worden, dass die Stadt Hall die Kunsträume für sich nützen will und die Haller Stadtwerke die Räumlichkeiten vermieten werde. Das Nebeneinander von Kunst und Kultur und Veranstaltungen sollte in einem eigens dafür geschaffenen Kulturbeirat diskutiert werden. Salden leitet den Kunstbetrieb das dritte Jahr und ist, nach eigenen Angaben, gemäß "mündlicher Vereinbarung", für fünf Jahre zum Kunsthallenleiter bestellt worden.

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