Das Weisse Haus, Westbahnstr. 11-13, 1070 Wien. Bis 15. 11.
Wenn
ein Lachen nicht nur vor-november-depressive Mundwinkel hebt, sondern
obendrein manche Einsicht beschert, ist dafür nicht immer ein
Kabarettist oder Kolumnist verantwortlich. Aldo Giannotti ist Künstler.
Und er ist - für die besondere Note seiner Späße nicht unwesentlich -
Italiener.
Die erste Pointe erwischt einen, bevor man überhaupt etwas "gesehen" hat. Denn die erste Arbeit seiner Ausstellung "Italian Square" ist purer Lesestoff: "Drei einflussreiche Menschen der Wiener Kunstszene wurden von mir bezahlt, die Ausstellung während ihrer gesamten Dauer zu loben." Die drei Anonymas sollen am Eröffnungstag sogar dagewesen sein, erfährt man. Sicher! Reflexartig und mit heiterem Kopfschütteln möchte man die Arbeit als reines Gedankenspiel beiseiteschieben. Andererseits - möglich wäre es doch.
Und gerade in dieser Unüberprüfbarkeit liegt der Reiz der "Tat", die Gefühle von Empörung über Misstrauen bis Eh-schon-Wissen auslösen kann und irgendwo natürlich auch die Frage: Wie viel kann und muss ein so gewitzter Kerl eigentlich in die im Kunstbetrieb unerlässlichen Fürsprecher investieren? Und nach wie viel verkauften Arbeiten hätte sich das ausgezahlt? Geradezu als Kontrast zu den undurchsichtigen Spielregeln des Kunstmarkts kann man Giannottis Arbeit "Italian Square" sehen. Den Zugang zum quadratischen Sockel, der während der Vernissage zum sozialen Raum, zur Piazza wurde, regelte die Sprache: Parla italiano?
Auch im Umgang mit anderen Klischees ("Coffee Bolognese") erweist sich der 1977 geborene Künstler als humoriges Schlitzohr. Womöglich war dem nahe der Marmor-Steinbrüche von Carrara Heranwachsenden das Hinterfragen von "In-Stein-Gemeißeltem" quasi in die Wiege gelegt? In "Few Steps Towards Redemption" verwandelt sich Giannotti mithilfe des Riesenrads und ein paar Zupfern am Outfit in ein verklärtes Heiligenbild. Ein Heiliger, der nicht davor zurückschreckt, seine Mama kopfüber aufgehängt zu porträtieren. Aus der umgehängten Beschriftung "Mom" wird ein "Wow". Per "Mom"-Direktleitung kann man die Mutter dazu auch selbst befragen. Die ist in Rom gerade einem Regenschauer entsprungen, famos aufgelegt, man selbst daraufhin nur mehr baff.
Im Rahmen des Monats der Fotografie zeigt das Weisse Haus zeitgleich auch die Suche nach einer Geschichte von Stefan Röhrle. (kafe / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.10.2008)