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Kulturpolitik: Viele Wünsche an den neuen KHM-Chef

09.12.2007 | 17:48 |  (Die Presse)

Direktion ausgeschrieben. Neue Ausstellungshalle.

Eine teamorientierte Persönlichkeit, die Kunst und Kultur als „kritische, gesellschaftlich gestaltende Kraft verstehe“, ferner Sponsoren und Mäzene für Schenkungen, Ankäufe, Ausstellungen gewinnt, soll ab 1. 1. 2009, vorerst für fünf Jahre, das Wiener Kunsthistorische Museum (KHM) führen.

Die Position des wissenschaftlichen Geschäftsführers wurde Freitag ausgeschrieben. Er/Sie soll langjährige Erfahrung in der Leitung eines vergleichbaren Hauses und eine international hohe Reputation haben. Im ersten Quartal 2008 will Ministerin Schmied ihre Entscheidung treffen. Die Ausschreibungsfrist läuft bis 31. 1. 2008. Bewerbungen sind mit dem Zusatz „vertraulich“ zu versehen.

Der amtierende Generaldirektor Wilfried Seipel wälzt unterdessen große Pläne. Wiewohl die Kunstkammer der Neugestaltung und das Völkerkunde-Museum der Vollendung harren, präsentierte er Freitag den Sieger des Architektur-Wettbewerbs für eine Ausstellungshalle im zweiten KHM-Hof.

Eine Jury unter dem Vorsitz von Boris Podrecca wählte den Entwurf der Vorarlberger ZT Gmbh der Architekten Oskar Leo Kaufmann und Albert Rüf aus. Rund 30.000 € kostete laut Seipel der zweistufige Wettbewerb. Etwa 7,5 Mio. € erfordert das Projekt, für das allerdings die Finanzierung fehlt. Erste Bank und Wiener Städtische Versicherung hätten, so Seipel, zwar fünf Mio. € in Aussicht gestellt, aber dies nur wenn sich auch der Bund beteilige.

Wozu der doch beträchtliche Aufwand? Er habe während seiner gesamten Amtszeit seit Oktober 1990 für ein Forum für Sonderausstellungen gekämpft, erläuterte Seipel. Das Maximal-Konzept – unter dem Maria-Theresien-Denkmal mit Anbindung an das Naturhistorische Museum und das MQ – wurde ebenso wenig verwirklicht wie ein Ausstellungsbereich im Zuge der Errichtung einer Bus-Garage. Die frühere Kulturministerin Gehrer habe schließlich grünes Licht für den Wettbewerb um eine Ausstellungshalle im zweiten Hof des KHM gegeben.


Schmaler Bau mit Dachterrasse

Das Verfahren, bei dem in der ersten Stufe rund 70 Entwürfe zu bewerten waren, aus denen sechs für die zweite Stufe ausgewählt wurden, habe das KHM selbst finanziert. Kern des Kaufmann-Modells ist eine 800 Quadratmeter große unterirdische Ausstellungshalle.

Der Hochbau ist schmal, hält Abstand zum historischen Gebäude. Es soll dort Räumlichkeiten für Lesungen, Konzerte, Präsentation von Meisterwerken geben sowie eine von unten nicht einsehbare Dachterrasse und ein Café. pet

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2007)


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