(irr) Ob Hasen, Schrödingers Katze oder Fotos oral
vergnügter Perückenträger: Christoph Schlingensiefs Chambre séparée – oder
richtiger gesagt: "Hodenpark", in den die "Wiener Zeitung" vor Vollendung
lugen durfte, nimmt sich gewohnt wirr aus. Der Rest des Salzburger Museums
der Moderne, hoch droben auf dem Mönchsberg, zeigt sich freilich
aufgeräumt.
Und das ist anfangs Programm. "Alles raus!", heißt es am Beginn der
Schau "Kunst auf der Bühne", die Quereinsteiger in die Bühnenbildnerei
zeigt. Bildende Künstler, die sich am Ende des 19. Jahrhunderts an
barocker Überfülle stießen. Adolphe Appia wäre da, mit seiner Reinigung
der Bühne, Edward Craig – beides subtile Lichtspieler, mit der
Marschrichtung "weg vom Kulissenzauber, hin zur Atmosphäre", wie Kuratorin
Eleonora Louis erzählt.
Und sie spürt europäischen Wechselwirkungen nach: Etwa in Alexandra
Exters Bild für eine Moskauer "Salomé" von 1917, wo sich futuristische
Einflüsse des Westens spiegeln. Erneuern wollte freilich auch Walter
Gropius mit seinem "Totaltheater", zwischen Bühnen- und Publikumsraum
entgrenzen. Wobei Friedrich Kiesler eine spiralförmige Raumbühne wachsen
lässt, die heutigen Seefestspielen unfreiwillig ähnelt.
Ob ein Theater der Zukunft neue Stars braucht? Vielleicht nicht einmal
menschliche, lehrt Jean Dubuffet mit den klobigen Figuren seines Stücks
"Coucou Bazar" (im Bild), das nur in Museen aufgeführt wurde, auch Richard
Teschners putzige Stabpuppen bezaubern. Dass die Salzburger Festspiele
derlei Neueinsteiger beschäftigten, wird ebenfalls eindrucksvoll deutlich.
Kunst auf der Bühne
Museum der Moderne
Salzburg, Mönchsberg 32
0662/842220
Bis 8. Oktober
Buntscheckig.
Samstag, 29. Juli
2006