VN Sa, 3.7.2004

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Kultur 

Gier nach Liebe und nach Tod

Kunsthaus Bregenz stellt Verbindung von Jenny Holzer und Sarah Kane her

Bregenz (VN-cd) Diesmal hat man sich sogar die Genehmigung der amerikanischen Künstlerin eingeholt, die das Kunsthaus Bregenz nun bespielt. Jenny Holzer, die als bildende Künstlerin auch die Sprache als Medium benutzt, begrüßte es, dass inmitten ihrer Arbeit ein Stück der britischen Autorin Sarah Kane aufgeführt wird.

Wenn mit "Crave" ("Gier") am kommenden Dienstagabend die dritte Produktion des Landestheaters im Ausstellungsraum gestartet wird, hat das so gut wie nichts mehr mit jenem trendigen Zeitgeist zu tun, dem man bei der hier aufgeführten "Bildbeschreibung" von Heiner Müller oder gar bei "Kunst" von Yasmina Reza noch aufsaß.

Stücktext und Schriftinstallationen stehen in enger Beziehung zueinander. Für Winfried Nussbaummüller, dem neuen Kunstvermittler der Institution, hat die Aufführung somit den Wert einer weiteren Vermittlungsaktion.

Doppelbödigkeit

"Jenny Holzer hat jenen pessimistischen Grundduktus, den wir auch bei Sarah Kane finden." Außerdem

käme etwa auch bei Holzers Arbeit "Lustmord" jene Doppelbödigkeit zum Ausdruck, die auch für die Autorin gilt. Wer sind die Täter, wer die Opfer? - diese Frage stelle sich so Nussbaummüller stets. Und so wie die Betrachter von Holzers Schriftinstallation sich jene Sätze herauspicken, die sie auf ihr Leben beziehen können, geschehe es auch beim Text von Sarah Kane.

Erbarmungslos

Die Autorin lieferte im Rahmen jener jungen britischen Stücke, die vor etwa zehn Jahren das deutschsprachige Theater aufzumöbeln begannen, die erbarmungslosesten Texte. "Zerbombt" und "Gesäubert" waren so aktionsgeladen oder zeigten so viel psychische und physische Gewalt, dass es viele Besucher (auch bei so grandiosen Inszenierungen wie jene von Zadek an den Hamburger Kammerspielen) gar nicht mehr aushielten.

"Gier", ein rhythmisch gegliederter, geradezu komponierter Text für vier Personen ohne Namen, setzt hingegen mehr auf die Vorstellungskraft des Publikums. Themen sind aber auch hier die Einsamkeit, die Sehnsucht nach Liebe, vielmehr die Gier danach, aber auch die Gier nach dem Tod.

Sarah Kane wurde 1971 in Essex geboren. Ihre insgesamt fünf Bühnenstücke, die einen starken Einfluss auf das zeitgenössische Theater ausübten, wurden alle heftig diskutiert. 1999 schied sie durch Selbstmord aus dem Leben. "Was ich tun kann, ist Leute einer intensiven Erfahrung auszusetzen", sagte sie, "vielleicht nicht weit weg davon kann man Dinge ändern."

Die Premiere von "Crave" findet am 6. Juli, 21 Uhr, im Kunsthaus Bregenz statt. Weitere Aufführungen am 7., 8., 9., 10. und 11. Juli www.kunsthaus-bregenz.at

Es gibt zahlreiche Parallelen zwischen der Arbeit von Sarah Kane und Jenny Holzer.

WINFRIED NUSSBAUMMÜLLER

"Crave" der englischen Autorin Sarah Kane hat am 6. Juli im Kunsthaus Bregenz Premiere. (Foto: KUB)




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