Nach der halbstündigen Darbietung, die zu einer Sperre des Dom-Eingangsbereichs führte, wurde Weissenberger von der Polizei einvernommen. Über das Gerüst seitlich des Eingangs erklomm Weissenberger gegen zehn Uhr vormittags den Dom und schnitt kurz darauf von innen einen Spalt in die Plane. Zwischen zwei von ihm gestalteten Totentücher kroch er schließlich selbst, mit Seilen an den Armen gesichert, an die Außenseite und lehnte sich so für etwa eine Viertelstunde in der Pose des Gekreuzigten aus der Gerüst-Plane.
„Am Tag der Kreuzigung Christi kreuzige ich mich selbst, stellvertretend für alle Ohnmächtigen. Es ist ein Hilfeschrei, denn Kunst ist immer wahrhaftig. Die Kirche, so wie sie ihr Antlitz heute zeigt, ist es nicht“, kommentiert Weissenberger seine Aktion. „Nicht dem Tode Christi gedenken wir heute, sondern dem sozialen Tod jener, die Opfer der Männer des Himmels geworden sind. Ihnen gebührt unser Mitgefühl, unser Gedenken, unsere Aufmerksamkeit.“
Aufmerksamkeit erregte der Künstler durch die Aktion, die den Medien am Vorabend angekündigt wurde, vor allem bei den Passanten am Stephansplatz und den Touristen, die wegen der Sperre auf den Eintritt in den Dom warten mussten. Nicht eingeweiht war Dompfarrer Toni Faber: „Ich halte es absolut nicht für richtig, dass ich vorher nicht informiert wurde“, zeigte er sich gegenüber Helfern des Künstlers empört.
© SN/SW
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