Textarchiv OÖNachrichten www.nachrichten.at/archiv
vom 30.05.2007 - Seite 021
Von expressiver Erotik bis zu Metall-Virtuosität

Im ehemaligen Getreidespeicher von Schloss Lamberg zeigt der Steyrer Kunstverein noch bis 8. Juli Werke von Siegfried Anzinger aus den letzten zehn Jahren.

Den thematischen Rahmen gibt ein Zyklus von zwölf Bildern mit dem Titel "Frauen in den Bäumen" (2006-07): tiefste menschliche Archaik, mit unverblümtem erotisch-pornographischen Gegenwartsbezug. Anzinger greift dabei das Prinzip der "biblia pauperum", der Volksbibel, auf, der es oblag, einem breit gestreuten Publikum aktuelle Themen in bildlich-emotionaler Dringlichkeit nahezubringen.

Gratwanderung

Dabei zeigt der Künstler wieder einmal sein untrügliches Gefühl für die Wahl der bildnerischen Mittel und Ausdrucksformen, seine Gratwanderung zwischen klassisch-ästhetischer Gesamtkomposition und themenbezogenem Duktus.

Bei "Frauen in den Bäumen" führt Siegfried Anzinger den Pinselstrich zu fast hastiger Expressivität, die er mit einem Schuss Karikatur würzt. Bei "Madonna due bambini" zaubert er Zärtlichkeit und Entrücktheit in geradezu perfekter, barocker Leichtigkeit und Transparenz auf die Leinwand. (loc)

Info: bis 8. Juli; Do-So 10-12 und 14-17 Uhr; Eintritt frei.

Sexuelle Anspielungen (loc)

Prozesse des Lebens und die Liebe zur Geometrie. So könnte man die Gemeinschaftsausstellung von Brigitta Malche und Waltrud Viehböck im OÖ. Kunstverein kurz charakterisieren.

Doch Malches Bildwerke lassen Freiraum für weiterführende Gedanken in Sachen Evolution und Einflussnahme der Wissenschaft auf einen natürlichen Lebensablauf. Eine Schöpfungsgeschichte in Mischtechnik abseits biblischer Glaubensgrundsätze. Reale Fundstücke vereinigen sich mit flächigen Strukturen, Zahlen- und Buchstabenchiffren zu einem jener Bilderbücher, bei denen man - so oft man diese auch aufblättert - stets faszinierend Neues entdecken kann.

Waltrud Viehböcks fein polierte Stahlplastiken sind ebenfalls dazu angetan, sich beim Betrachten in formale Anderswelten zu verlieren. "Verteufelt schwierige Origami", ist ein erster Gedanke, bis man sich in futuristischen Räumen wähnt. Waltrud Viehböck "schafft" es mit "einfachen" Tricks, bekannte dreidimensionale geometrische Figuren so aufzufalten, dass der Effekt der Andersartigkeit staunen lässt.

Ellipsen, Oktaeder und Vielecke zu neuen Formen zu verhelfen, ist Viehböck auch während langer Krankheit nicht müde geworden. Eine neue großartige Skulptur zeugt davon. (thek)

Bis 6. Juni, www.ooekunstverein.at

Fundstücke & Co. bei Malche, grandios Aufgefaltetes bei Viehböck (Kunstverein)


© Alle Rechte vorbehalten. Nutzung ausschließlich für den privaten Eigenbedarf.