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27.02.2006 - Kultur&Medien / Ausstellung
Bleich-Rossi: Klassiker - Galerie Ruyter: Helden

kunstraum

Nach dem Salzburger Galeristen Mario Mauroner hat jetzt auch die Grazer Galerie Bleich-Rossi eine Wiener Filiale eröffnet. Offensichtlich dürfte der heimische Kunstmarkt doch nicht so schlecht sein, wie immer moniert wird. Die weitläufige, beim Schwedenplatz gelegene Galerie wird mit einer Personale von Hans Kupelwieser eingeweiht. Der 1948 geborene Künstler ist im Feld der erweiterten Bildhauerei daheim und geht schon lange der Frage nach, wie sich Objekt und Abbild, Drei- und Zweidimensionalität zueinander verhalten. Ein Designklassiker steht im Mittelpunkt seines neuen Werkzyklus: Kupelwieser - selbst für Skulpturen aus Aluminium bekannt - spielt sich mit dem Alublech-Stuhl "Landi" von Hans Coray. In dem Fotogramm "Coray" (2800 €), das wie ein Röntgenbild des Sessels aussieht, tritt die typische Lochung des Möbels besonders hervor. Bei dieser Technik aus der Kindheit der Fotografie wird Kupelwiesers Punkt deutlich: Das Objekt manifestiert sich wie ein Abdruck auf dem Fotopapier, erzeugt quasi durch seine plastische Präsenz das Bild. Die Arbeit lässt auch an Joseph Kosuths wichtige Installation "One and Three Chairs" denken, mit der der Amerikaner 1965 das Fundament für die Konzeptkunst legte. Weniger streng geht es in Kupelwiesers Druckserie "Scanned Coray" (je 4200 €) zu, bei der das Möbel von buntem Licht elektrisiert und umkreist wird. Die meisten anderen Arbeiten der Schau fallen gegen die konzeptuellen Sessel-Bilder ab. Kupelwiesers abstrakte Mischtechniken erinnern gar zu sehr an die unverbindlichen Formalismen, die in so vielen Hotellobbys hängen. (Bis 30. März, Dominikanerbastei 19, Wien 1)

Galerie Ruyter: Helden

Eine Stärke von Lisa Ruyter liegt im Auffinden von Positionen, die sich mit dem subkulturellen Bodensatz der zeitgenössischen Kunst beschäftigen. Das Leben in Kommunen, schwul-transsexuelle Grenzgänge und elektronische Soundexperimente waren hier schon sehr authentisch und ohne dass etwas spekulativ aufgeblasen würde ein Thema. Die fein konzipierte Gruppenschau "The Image is Gone" führt nun zu Motiven aus der Popwelt, die mit Heroisierung und Romantik zu tun haben. Am Anfang steht eine sonderbar tönende Skulptur (17600 €), für die Marc Bijl mehrere Stereoanlagen zusammen geklebt und mit einer Kristalllampe sowie einer kitschigen Johann-Strauss-Figur gekrönt hat. Aus dem schrägen Hifiturm tönt deformiert der Achtziger-Jahre-Hit "Vienna" der Band Ultravox. Von dem US-Künstler stammt auch ein nächtliches Foto der Maria-Theresien-Statue, das Bijl in Anlehnung an ein Plattencover aufgenommen hat. Rockromantik verströmt eine Skulptur von Banks Violette, die eine Art Denkmal für Kurt Cobain darstellen soll: Eine E-Gitarre aus Salz, wohl symbolisch für die Tränen und die Würze des Lebens, zerbröselt hier langsam auf einem Podest aus Vinyl. Der Künstler Paul P. steuert eine Kaltnadelradierung mit dem Porträt eines ernsten jungen Mannes bei (2750 Dollar), der nur hier für einen schwermütigen Musiker gehalten werden kann. Schön in diesem Zusammenhang auch sein kleines Ölbild (4675 $) einer Nelke: Jemand hat sie wohl auf die Bühne geworfen, aber sie blieb unaufgehoben und welkt nun dahin. (Bis 18. März, Wiedner Hauptstrasse 23-25, Wien 4) Nicole Scheyerer

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