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Institutionalisierte Kunst? |
Von Roland Schöny
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Eine Nahaufnahme der Kunstszene Wien
bringt diese Ausstellung. Ihr Titel bezieht sich auf die standardisierte
Angabe, die sich am Ende zahlreicher Künstlerbiografien findet: "Lebt und
arbeitet in Wien".
Gemeint sind damit keineswegs nur Künstler, die hier geboren wurden,
sondern Künstler, die sich entweder entschlossen haben, die Stadt als
Produktions- und Lebensmittelpunkt zu wählen oder eine spezielle Beziehung
zu Wien haben. Kunsthallendirektor Gerald Matt sieht es als Hommage an die
Wiener Kunstszene, aber auch als Positionsbestimmung.
Internationale Kuratoren Zur Endauswahl der Werke wurden drei namhafte Kuratoren eingeladen.
Paulo Herkenhoff vom Museum of Modern Art in New York und ebenso die in
Barcelona lebende Kunstkritikerin Rosa Martinez, sowie Maaretta Jaukkuri
aus Helsinki. Sie haben eine bunte, vielfältige Ausstellung konzipiert, in
der größtenteils junge Positionen vorgestellt werden.
Breites Spektrum Neben Elke Krystufek, die als Malerin und Aktionskünstlerin zu den
gegenwärtigen Aufsteigern zählt, findet sich da auch der Fotokünstler
Gregor Zivic, der irreale, verdreht wirkende Räume gestaltet, um sie dann
mit der Kamera abzulichten, oder auch die aktionistische Boy Group
Gelatin. Weitere Teilnehmer sind etwa Julius Deutschbauer, der durch den Aufbau
seiner Bibliothek der ungelesenen Bücher bekannt wurde, oder der
sozialpolitisch orientierte Konzeptkünstler Florian Pumhösl.
Man ist also mit höchst verschiedenen Arbeiten konfrontiert und mit
einer Ausstellung, die darauf schließen lässt, dass Wien auch über die
großen Namen hinausgehend eine breite und florierende Kunstszene zu bieten
hat.
Wenig wagemutige Künstler Überraschend jedoch der Befund der Kuratorin Maaretta Jaukkuri. Sie
meint, die Szene in Wien sei zwar hochinteressant, doch im Gegensatz zu
Städten wie Berlin oder New York würden Künstler wenig riskieren. Autonome
Projekte abseits der Galerien oder Institutionen könne man hier kaum
finden.
Künstlerische Topografie Die Ausstellung in der Kunsthalle Wien versteht sich aber auch als
Momentaufnahme der gegenwärtigen kulturellen und politischen Situation in
Wien. Darauf verweist ein Landkartenprojekt von Guillermi Kuitca. Der vom
Designteam
d+ gestaltete Katalog wiederum sieht aus wie ein Stadtplan und enthält
einige Aufsätze zum Leben im Wien der Gegenwart. Link: Kunsthalle Wien | ||||||||||||||
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