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Betroffene Reaktionen aus der Politik
Bundeskanzler Gusenbauer zu Danzers Tod
STS Sänger Schiffkowitz "absolut fassungslos"
Medien hielten sich nicht an letzten Willen
ORF ändert TV und Radioprogramm
von
Silvia Nagl
Georg Danzer: "Ich sehe ein warmes, helles Licht"
Traurigkeit, Betroffenheit und das Bewusstsein, dass ein gescheiter, wunderbarer Mensch, eine starke Persönlichkeit und ein großer Musiker und Poet gestorben ist: Georg Danzer (60) hat seinen Kampf gegen den heimtückischen Krebs verloren.

"Georg Danzer ist am 21. 6. 2007 im Kreise seiner Familie verstorben. Die Einäscherung fand heute in St. Pölten im Kreis seiner Familie statt." Danzer habe sich dies ausdrücklich so gewünscht. Er habe verfügt, dass sein Tod erst nach der Einäscherung bekannt gegeben werde. Danzers Management gab gestern Nachmittag diese offizielle Erklärung bekannt.

Natürlich war im Hinterkopf immer die bange Frage, ob er seinen Kampf gegen den Lungenkrebs gewinnen könne. Konzerte wurden abgesagt, öffentliche Auftritte gab es keine mehr. Die Diagnose Lungenkrebs, die er im Juli 2006 öffentlich bekannnt gegeben hatte, ließ Schlimmes vermuten. Doch Danzer gab sich in Interviews immer wieder optimistisch.

Worte des Abschieds

Mitte Mai erhielt er den Austrian Amadeus Award für sein Lebenswerk. Er konnte nicht dabei sein, schickte eine Tonband-Aufnahme: Der Preis und "die Unterstützung und Liebe, die mir von so vielen Menschen entgegengebracht werden, bedeuten mir sehr viel. All das gibt mir Kraft, und ich sehe durch die Dunkelheit ein helles, warmes Licht. Ich wünsche mir, dass wir nicht nur in schwierigen Zeiten so eng beieinander sind und anderen beistehen. Ich schicke euch das Lied aus meinem Gesamtschaffen, mit dem ich mich selber am meisten identifiziere": das Lied "Nur a klaner Bua im Winter". Bewegende Worte des Abschieds.

Georg Danzer - eine Institution, ja, ein Stück österreichische Kulturgeschichte. Wer diesen Namen nicht kennt, ist entweder sehr, sehr jung oder ein absoluter Ignorant, was Musik, starke Worte, Wahrheit, politisches und soziales Engagement betrifft.

Unzählige Konzerte sind in Erinnerung, bei denen er auch immer viel zu erzählen hatte: von der Oma, die den besten Kaiserschmarrn kochte, vom grantelnden Opa, den der kleine Schurli bewunderte. Vom jungen Georg, der von der großen Freiheit in Griechenland träumte, und vom erwachsenen Georg, der als Familienvater gerne zurückdachte an die "großen Dinge", die er als Kind machen wollte. Er hat uns mit seinen Liedern das Gefühl gegeben, seine Familie, Sehnsüchte, Träume und auch sein Liebesleben zumindest ein wenig zu kennen. Und aus seinen politischen Vorlieben hat er kein Hehl gemacht: Kritischer oder auch linker Liedermacher hieß das damals in den 80ern. Er hat sich nie einen Dreck um irgendwelche Trends geschert - unplugged hat er gespielt, als die große elektronische Verkabelung angesagt war, und als "anplaggd" in war, ist er mit großer Band aufgetreten.

Erfolg mit "Jö schau"

Danzer, am 7. Oktober 1946 in Wien geboren, begann mit 13 Jahren nicht nur zu rauchen, sondern auch Gitarre zu spielen. Seine erste Single, "Vera", erschien 1968. Erfolge feierte Danzer jedoch zuerst als Songschreiber für Wolfgang Ambros, Marianne Mendt oder Wilfried.

Aufmerksamkeit erregte die philosophische Sandler-LP "Tschik", es folgten die Alben "Honigmond" und "Der Tätowierer und die Mondprinzessin". Der Durchbruch aber gelang ihm 1975 mit der Hawelka-Hymne "Jö schau". Jahre in Deutschland folgten, nach der Scheidung von seiner ersten Frau Dagmara zog Danzer nach Hamburg, widmete sich dort Übersetzungen aus dem Spanischen. Ab 1990 war Danzer öfters "Wieder in Wien" (so der Titel der damals erschienenen LP), 1994 übersiedelte er nach Niederösterreich mit seiner Frau Bettina und den Kindern Jonas und Jakob. 1997 stand Danzer erstmals mit Rainhard Fendrich und Wolfgang Ambros als "Austria 3" auf der Bühne - eine jahrelange Erfolgsstory.

Der Poetischste und Erdigste der so genannten Liedermacherszene, ein Urgestein des Austro-Pop, eine Legende der heimischen Musikgeschichte - und eine Identifikationsfigur für mindestens zwei Generationen: Georg Danzer, du wirst uns fehlen

In Memoriam Georg Danzer
Erinnerungen im Radio und im Fernsehen


Radio: Heute, 10-11 Uhr, wird die Sendung "Ö3-Freundeskreis" wiederholt, in der Danzer vor wenigen Monaten seine persönliche Lieblingsmusik präsentiert hat. Morgen sind von 9-11 Uhr im "Ö3-Frühstück bei mir" Interviews mit Freunden Danzers und Ausschnitte aus dem letzten großen Interview mit ihm zu hören.

Montag, Ö1, 17.30 Uhr: Ausschnitte aus einem Gespräch, das Christian Sailer im Dezember mit dem Liedermacher geführt hat.

TV: Heute, 3sat 13.10 Uhr: "Georg Danzer: Ein Porträt - oder zwei?".

ORF1: Heute, ca. 23.25 Uhr: "Danzer persönlich" (Live-Mitschnitt seines Solokonzerts aus dem Wiener Metropol anlässlich seines 60ers). 0.10 Uhr: "Austria 3 vor dem Schloss Schönbrunn".

Morgen, ORF 2, 14 Uhr: Ausschnitte aus dem letzten Fernsehinterview Georg Danzers.

Montag, ORF 2, 22.30 Uhr: "lebens.art" mit Stimmen über Georg Danzer.

OÖnachrichten vom 23.06.2007
 
   



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