28.01.2003 11:19
Hosentaschenformat
Multiple-Kleinskulpturen verschiedener KünstlerInnen bei Eugen Lendl in
Graz
Was es alles gibt unter der Sonne, auch einen
Radierverein! Dieses aus München stammende Kollektiv importierte seine anregende
wie unterhaltsame Ausstellung im Hosentaschenformat. Die Kleinskulptur habe den
Vorteil, das Dargestellte zur Fiktion zu erheben, "indem sie in einem völlig
anderen, der Wirklichkeit entrückten Maßstab agiert", sagt Kurator Reinhard
Spieler. Unter den Künstlern auch Manfred Erjautz, der u. a. Handschellen
mit Zeitschaltautomatik auf den Markt der so genannten "Auflagenkunst" wirft.
"Pocket - Skulptur unter der Lupe" widmet sich der allzu vernachlässigten Form
der Kleinplastik, die Elemente des Nippes oder des banalen Gebrauchsgegenstands
(z. B. ein Gentäschchen) in sich trägt. Da werden Äpfel eingekocht, das
Einweckglas hält "ein Sammlerleben lang". Schamhaartoupets für jeden Haartyp
bietet ausgerechnet eine Künstlerin namens Stephanie Pelz. Stephan
Huber bietet einen Berggipfel aus Gips an (Die Krone) oder
Oh-Seok Kwon möbliert eine Plastikeinwegflasche. Liebevoll
meißelte auch Peter Sauerer Derricks Basedowzüge in seine 10-cm-Figurine.
Keine aufgelegten Schmähs, sondern mit ganz wenigen Ausnahmen ideale
Einstiegshilfen für künftige Sammler. (dok/DER STANDARD, Printausgabe,
27.1.2003)