VN Do, 18.7.2002

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Kultur 

"Weben verlangsamt das Tempo"

Exzellente Wandteppiche von Alois Schwärzler im Rohnerhaus in Lauterach

VON ARIANE GRABHER

Lauterach (VN) Neben seiner Malerei wurden die Wandteppiche oft stiefmütterlich behandelt. Welch wichtigen Part sie im Gesamtwerk des mittlerweile 91-jährigen Alois Schwärzler einnehmen, zeigt nun eine ausschließlich den gewebten Kunstwerken gewidmete Schau, die am Samstag im Lauteracher Rohnerhaus eröffnet wird.

Alois (geboren 1911) und Louise (1907-2001) Schwärzler, das war in den letzten fünfzig Jahren der Beweis für die Symbiose von Leben und Kunst. Zuerst noch von München aus, wo sich die beiden an der Akademie kennen gelernt hatten, spätestens aber seit der Übersiedelung 1973 nach Bildstein, hat das Künstlerpaar die Kunst Vorarlbergs wesentlich mitgeprägt. Auch wenn das Hauptaugenmerk so mancher Ausstellung in der Vergangenheit vor allem auf der Malerei lag, die Schwärzler mit großer Konsequenz zu zunehmender Strenge und Einfachheit entwickelt hat, so nehmen die Wandteppiche im Schaffen seit den späten 50er Jahren eine besondere Rolle ein.

Poesie

"Es stimmt mich traurig, dass heute alles so schnell gehen muss", äußerte der Künstler 1999 anlässlich einer Retrospektive im Hohenemser Palast. Dieser Schnelllebigkeit setzte Schwärzler die Geheimnisse und die Poesie seiner Bilder entgegen, vor allem aber die Webkunst: "Weben verlangsamt das Tempo und den ganzen Lebensstil."

Was die Bildteppiche von Alois Schwärzler auszeichnet, die in den großen Formaten, an denen der Künstler bis zu vier Monaten lang täglich arbeitet, ihren stärksten Ausdruck finden, vermittelt die aktuelle, von Rudolf Sagmeister kuratierte Ausstellung in beeindruckender Dichte. Über zwanzig Bildteppiche, vor allem leuchtende Gobelins, aber auch einige gröber strukturierte Mischtechniken mit geknüpften Partien, zusammengetragen aus dem Fundus des Künstlers, aber auch aus Privatbesitz, zeugen von der Eigenständigkeit eines Werkes, das in Österreich seinesgleichen sucht. Wo sich andere Künstler mit dem Schaffen einer Vorlage begnügen und die Umsetzung am Webstuhl einem Spezialisten überlassen, da stammt bei Alois Schwärzler alles aus seiner Hand.

Faden für Faden

Eine Vorlage existiert nicht, das Werk entsteht direkt am Webstuhl. Schritt für Schritt, Faden für Faden, verweben sich Farben und Formen zu einem harmonischen Ganzen. "Feinste Farbübergänge und -mischungen, Groß- und Kleinformen, Flächen, Linien und Schraffuren werden durch einzelne Fäden aufgebaut und ergeben eine ungeheuer reiche, lebendige Oberflächentextur und Farbtiefe" (Sagmeister). Die Natur, der Mensch, eingebunden in den ewigen Prozess von Werden und Vergehen, das sind die großen Themen von Alois Schwärzler. Umgesetzt in immer wieder erstaunlichen Formaten, finden aber auch aktuelle Geschehnisse ihren Niederschlag in den Bildteppichen Schwärzlers, die konkrete Ereignisse und Dinge, Geschautes und Erlebtes, auf ihre unvergleichliche Art in ein abstraktes Gefüge aus Farben und Formen übersetzen.

Alois Schwärzlers Werke entstehen direkt am Webstuhl. (Foto: A. Grabher)




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