VON ARIANE GRABHER
Lauterach (VN) Neben seiner Malerei
wurden die Wandteppiche oft stiefmütterlich behandelt. Welch
wichtigen Part sie im Gesamtwerk des mittlerweile 91-jährigen Alois
Schwärzler einnehmen, zeigt nun eine ausschließlich den gewebten
Kunstwerken gewidmete Schau, die am Samstag im Lauteracher
Rohnerhaus eröffnet wird.
Alois (geboren 1911) und Louise (1907-2001) Schwärzler,
das war in den letzten fünfzig Jahren der Beweis für die Symbiose
von Leben und Kunst. Zuerst noch von München aus, wo sich die beiden
an der Akademie kennen gelernt hatten, spätestens aber seit der
Übersiedelung 1973 nach Bildstein, hat das Künstlerpaar die Kunst
Vorarlbergs wesentlich mitgeprägt. Auch wenn das Hauptaugenmerk so
mancher Ausstellung in der Vergangenheit vor allem auf der Malerei
lag, die Schwärzler mit großer Konsequenz zu zunehmender Strenge und
Einfachheit entwickelt hat, so nehmen die Wandteppiche im Schaffen
seit den späten 50er Jahren eine besondere Rolle ein.
Poesie
"Es stimmt mich traurig, dass heute alles so schnell
gehen muss", äußerte der Künstler 1999 anlässlich einer
Retrospektive im Hohenemser Palast. Dieser Schnelllebigkeit setzte
Schwärzler die Geheimnisse und die Poesie seiner Bilder entgegen,
vor allem aber die Webkunst: "Weben verlangsamt das Tempo und den
ganzen Lebensstil."
Was die Bildteppiche von Alois Schwärzler auszeichnet, die in den
großen Formaten, an denen der Künstler bis zu vier Monaten lang
täglich arbeitet, ihren stärksten Ausdruck finden, vermittelt die
aktuelle, von Rudolf Sagmeister kuratierte Ausstellung in
beeindruckender Dichte. Über zwanzig Bildteppiche, vor allem
leuchtende Gobelins, aber auch einige gröber strukturierte
Mischtechniken mit geknüpften Partien, zusammengetragen aus dem
Fundus des Künstlers, aber auch aus Privatbesitz, zeugen von der
Eigenständigkeit eines Werkes, das in Österreich seinesgleichen
sucht. Wo sich andere Künstler mit dem Schaffen einer Vorlage
begnügen und die Umsetzung am Webstuhl einem Spezialisten
überlassen, da stammt bei Alois Schwärzler alles aus seiner Hand.
Faden für Faden
Eine Vorlage existiert nicht, das Werk entsteht direkt
am Webstuhl. Schritt für Schritt, Faden für Faden, verweben sich
Farben und Formen zu einem harmonischen Ganzen. "Feinste
Farbübergänge und -mischungen, Groß- und Kleinformen, Flächen,
Linien und Schraffuren werden durch einzelne Fäden aufgebaut und
ergeben eine ungeheuer reiche, lebendige Oberflächentextur und
Farbtiefe" (Sagmeister). Die Natur, der Mensch, eingebunden in den
ewigen Prozess von Werden und Vergehen, das sind die großen Themen
von Alois Schwärzler. Umgesetzt in immer wieder erstaunlichen
Formaten, finden aber auch aktuelle Geschehnisse ihren Niederschlag
in den Bildteppichen Schwärzlers, die konkrete Ereignisse und Dinge,
Geschautes und Erlebtes, auf ihre unvergleichliche Art in ein
abstraktes Gefüge aus Farben und Formen übersetzen.
Alois Schwärzlers Werke entstehen direkt am Webstuhl.
(Foto: A. Grabher)