Filmrolle und Fächer mit Motor und Seele
Ganz vorsichtig umkreisen sie einander, tanzen scheu im gleichen Tempo und berühren sich nur ganz selten und vorsichtig: die weiche Straußenfeder und die vertrocknete Distel. Der Journalist und Künstler, David Staretz, Experte für stärkere Motoren, hat die beiden langen, schlanken Fundstücke auf ein kompliziertes Uhrwerk montiert, das wiederum auf einem alten Ziffernblatt ruht. Hinter ihrem geschmeidigen Tanz steckt eine komplexe Mechanik.
"Nervöse Maschinen, delikate Apparate" zeigt Staretz in der gleichnamigen Ausstellung derzeit in Graz. Aus alten, teils russischen Schwachstrom-Motoren und Versatzstücken wie alten Schnapskarten, asiatischen Fächern oder Vogelfedern und Nippesfiguren baut er Apparaturen, die sich ähnlich wie jene von Großmeister Tinguely gänzlich der Nutzlosigkeit verschrieben haben - und das in berührender Schönheit. Mit ihren kleinen eingebauten "Fehlern" (z. B. einem Stolpern) scheinen sie ein schrulliges Eigenleben zu pflegen. In der Ausstellung werden sie von den aktuellen und ironisch-bösen "tableaux politiques" von Josef Schützenhöfer ergänzt.
Auch Letzterer hat eine Vorliebe für Maschinen, die noch keiner baute. Auf seinen Bildern lernt man etwa eine Weihwasser-Sprenkelanlage kennen, die vom steirischen Bischof Egon Kapellari bedient wird, sowie einen fahrenden Beichtstuhl oder eine "Mutterschaftsvorglühanlage" , die Barbara Rosenkranz erprobt. (cms / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.4.2010)
Galerie Grazy, 8010 Graz, Sporg. 20. Bis 11. 4.
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