Menschen werden zur Skulptur
Fotokünstler. „Body and Language“ heißt eine exquisite Fotoausstellung in der Albertina.
ERNST P. STROBL Wien (SN). Kommt man in die Säulenhalle der Albertina, blicken einem ganz denkwürdige Gesichter entgegen. Es sind alte Haudegen, denen das Leben tiefe Spuren ins Gesicht gemeißelt hat. Gesichter wie das des „Rolling Stones“-Gitarristen Keith Richards, die zerfurchten Mienen der Schriftsteller Charles Bukowski oder William S. Burroughs sind wie Gebirge auf diesen Schwarz-Weiß-Porträts, die dem Maler Gottfried Helnwein in seiner weniger bekannten Eigenschaft als Fotokünstler glückten. Helnwein liebt seine berühmten Motive, indem er sie lässt, wie sie sind. Mick Jagger oder ein fröhlicher Elton John, ein Michael Jackson aus einer wohl glücklicheren Zeit, H. C. Artmann neben Clint Eastwood oder Künstlerkollegen wie Andy Warhol und Keith Haring stellten sich für die eindringlichen Menschenbilder zur Verfügung.
Ganz schief und misstrauisch schaut Arno Breker, Lieblingsbildhauer Hitlers, in die Kamera. Lauter Geschichten mit Pathos, dazu bedarf es gar keines Revolvers, wie ihn etwa der Beat-Generation-Autor Burroughs in der Hand hält.
Die Ausstellung „Body and Language“ zeigt rund 80 herausragende Werke aus der Albertina-Sammlung zeitgenössischer Fotografie, ergänzt mit Dauerleihgaben der Sammlung Volpinum. Bei „Bodies“ kannte sich besonders Helmut Newton aus, seine unterkühlten Frauenbilder („Big Nudes“) machten ihn weltberühmt. Elke Krystufek stellt ihren Körper ins Zentrum ihrer Kunst, Selbstporträts werden mit Gemälden und Skulpturen (etwa ein blondes Model, „Simone de Beauvoir“) ergänzt.
Die Schrecken des Niedergangs anhand des eigenen Körpers dokumentierte John Coplans, die Belgierin Marie-Jo Lafontaine wiederum zeigt Jugendliche mit unnachahmlich distanziertem Blick. Der Ironiker Erwin Wurm unterhält mit seinen köstlichen One-Minute-Sculptures (bis 27. September). www.albertina.at