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derStandard.at | derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
25. Juli 2008
15:01 MESZ

Die "Caldera" von Salzburg


Künstlerischer Vulkanismus in Salzburg
Den Makartplatz schmückt nun eine "Caldera" - Bronze-Skulptur von Anthony Cragg enthüllt

Salzburg - Eine 6,2 Tonnen schwere und fast fünf Meter hohe Bronze-Skulptur des britischen Künstlers Anthony Cragg wurde Freitag Vormittag am Salzburger Makartplatz enthüllt. "Caldera" ist das siebente von zehn Kunstwerken eines international renommierten Künstlers, das die Salzburg Foundation in einem Zehn-Jahres-Projekt im öffentlichen Raum der Stadt Salzburg initiiert, kuratiert und finanziert. Das ausschließlich private Geld - die Tony Cragg-Bronze kostete etwa 500.000 Euro - stammt überwiegend von der Credit Suisse, die in Salzburg eine "europäische Plattform für das Privatkunden-Geschäft" sieht.

Ort und Landschaft

Der Name "Caldera" bedeutet "vulkanischer Kraterkessel". Die abstrakte Skulptur versteht sich als "mentale Landschaft, als Raum und Materie voller Energie und Emotion", wie der künstlerische Leiter der Salzburg Foundation, Walter Smerling, erläuterte. "Die Herausforderung dieses weltweit einzigartigen und vieldiskutierten Kunstprojektes ist, mitzuerleben, wie die bedeutendsten Künstler unserer Generation auf die auch ohne Kunst schöne Stadt, in der jeder Winkel, jede Gasse und jeder Platz mit Kulturgeschichte voll ist, reagieren. Tony Craggs Skulptur ist wie alle anderen sechs Kunsterwerke, die bisher für Salzburg geschaffen worden sind, einzigartig und selbstständig. Und doch reagieren die Werke aufeinander und schaffen ein größeres Ganzes", so Smerling bei der Enthüllung enthusiastisch.

Der in Wuppertal lebende Künstler Tony Cragg hingegen relativierte den Anspruch der Interaktion seines Werkes mit Kunst und Umgebung: "Ich verstehe mein Kunstwerk nicht als Installation für eine Stadt oder einen Platz. Der Entwurf ist in meinem Atelier entstanden, und ich habe in der Umsetzung für Salzburg nicht allzu viel geändert." Cragg betonte, dass sich die skulpturale Bildnerei permanent weiterentwickelt und in den vergangenen hundert Jahren vom Konkreten abgerückt sei. "Gerade das Überwinden des Nützlichen und des Zweckhaften hat enorme Freiheiten geschaffen. Das ist deshalb so wichtig, weil es auch und gerade in Salzburg für die Zukunft künstlerischen Formen braucht."

Weitere Pläne

Die Salzburg Foundation hat ihr zehn Jahres-Kunstprojekt im öffentlichen Raum Salzburgs im Jahr 2002 mit Anselm Kiefer begonnen, dessen Haus-artige Skulptur im Furtwänglerpark nicht aufhört, für Diskussionen zu sorgen. Es folgten Arbeiten von Mario Merz, Marina Abramovic, Markus Lüpertz, James Turrell und zuletzt, im Jahr 2007, Stephan Balkenhol. 2009 soll es, so der Plan von Walter Smerling, eine Installation von Christian Boltansky in der romanischen Krypta des Salzburger Domes geben. Die Trockenlegung und die Frage des Zugangs in die Krypta stellen die Foundation aber vor noch nicht gelöste architektonische und finanzielle Probleme. 2010 will Smerling einen prominenten chinesischen Künstler einladen, Salzburg künstlerisch zu "kommentieren", und 2011 sollen drei österreichische Künstler zum Zug kommen.

"2012 möchte ich mich mit einem Kubus beim Museum der Moderne auf dem Mönchsberg, in dem Schlüsselwerke der Foundation-Künstler ausgestellt werden sollen, von Salzburg verabschieden. Aber das ist einstweilen nur eine Vision", so Smerling, dem ein vierköpfiges Berater-Team für die Auswahl der Künstler für Salzburg zur Seite steht. Entlang der bisher sieben Kunstwerke ist in Salzburg ein "Kunst-Pfad" entstanden. Für diesen "Walk of Art" gibt es Führungen, die einmal im Monat für zehn Euro angeboten beziehungsweise extra gebucht werden können. (APA)


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