Wie aus Zitronen Busen werden
Künstlerinnen demonstrieren die Erweiterung des Skulpturenbegriffs.
Feldkirch (VN-ag)
Zeitgenössische Skulptur und der von internationalen Künstlerinnen
genutzte Produktionsstandort Österreich prägen die Ausstellung "Forma
Corporis II" im Palais Liechtenstein. Ausgangspunkt für das
Kuratorinnenduo Silvie Aigner/Theresia Hauenfels ist jenes von der
amerikanischen Kunsttheoretikerin Rosalind Kraus definierte, erweiterte
Feld der Skulptur. Dass die Schau mit 12 Künstlerinnen ausschließlich
weibliche Positionen umfasst, ist eher Zufall denn feministisches
Kalkül. Zumal die Auseinandersetzung mit dem Thema Körper, die den
Schwerpunkt markiert, vor diesem Hintergrund nicht mehr so verbissen
wie in den Anfängen geführt wird, sondern sehr viel spielerischer,
teilweise auch ironisch, vor allem aber auf hohem Qualitätsniveau. Nach
"Forma Corporis I" wurde die Ausstellung für Feldkirch neu konzipiert.
Neben dem Thema Körper, der sowohl Ausgangspunkt als auch Referenz in
den Arbeiten ist, und dem gesteigerten Interesse an der Verwendung
neuer Materialien, wird der Dialog zwischen den Medien, insbesondere
mit der Fotografie, fokussiert. Gänzlich in der
Fotografie entwickelt Caroline Heider ihr Werk. In den inszenierten
Bildern der Reihe "Have-nots" nimmt die Frau mit den Einkaufstüten eine
Pose ein, die von der Künstlerin wie eine Skulptur modelliert wird. Was ist Heimat?
Ebenso nach einer
Choreografie bewegen sich die Menschen unter den bunten Decken in der
Fotoserie "Mexicoish" von Judith Huemer, während die indische
Künstlerin Mrs.Manmeet scheinbar spielerisch mit Luftballons agiert.
Fotografien von fremdländisch wirkenden Frauen dienen als direkte
Vorlagen für die Keramik-Reliefs von Canan Dagdelen, die den Begriff
der Heimat hinterfragt. Ebenso zwischen
zwei Kulturen und den jeweiligen Tabus ist der kurze Videobeitrag
"Wipe" von Sini Coreth angesiedelt. Aus computergenerierten Morphings,
wie der Transformation einer Zitrone in einen Busen, entwickeln sich
die dreidimensionalen Werkgruppen aus Kunststoff von Judith P. Fischer,
die das Ineinandergreifen verschiedener Medien besonders deutlich
machen. Zwischen Objekt und Fotografie oszilliert auch das Werk von
Barbara Graf. Körperkleider
Versatzstücke aus
der Wirklichkeit prägen Barbara Bernsteiners Schaffen, deren graue
Umhäkelungen das Objekt ad absurdum führen und nur noch auf eine Form
verweisen, während Käthe Wenzels Körperkleider Material und Transparenz
zugleich sind und wie feine Zeichnungen im Raum wirken. In
Flechttechnik entstehen die stelenartigen Gebilde von Susanne Thiemann,
und auch wenn sich die Skulpturen von Ana und Julie Hayward formal am
weitesten vom Körper entfernen, sind sie doch immer mit dem
Körperlichen verknüpft. Fazit: Die Schau
entwirft ein äußerst vielgestaltiges Bild vom Stand der Skulptur und
agiert ungemein erfrischend und mit wohltuend viel Selbstverständnis. Die Ausstellung
"Forma Corporis II" ist im Palais Liechtenstein bis 31.Dezember zu
besichtigen, jeweils Mittwoch bis Freitag 16 bis 19, Samstag und
Sonntag 10 bis 13 Uhr. Bei Fischer wandeln sich Zitronen zu Busen - multimedial.
|