Wer hält länger durch? | |
Christoph Schlingensief sorgt für die erste Sensation der Biennale. |
"Wer Performances sehen will, ist in
Venedig richtig", fasst der Kurier erste Eindrücke von der heurigen Biennale zusammen.
Hauptverantwortlich dafür ist ein alter Bekannter, der geschickt die
Mechanismen der Aufmerksamkeit nutzt: Christoph Schlingensief.
Seine Mehrpersonen-Installation der "Church of Fear" ist für den Kurier
bereits "eine Sensation der diesjährigen Kunstbiennale". An seinen
Sitzpfählen muss jeder Besucher vorbei, denn seine Installation wurde
gleich am Giardini-Eingang aufgebaut: 107 Freiwillige hätten sich
gemeldet, seit Donnerstag, 10.00 Uhr, sitzen neun Freiwillige nach Art der
Styliten, einer Sekte aus frühchristlicher Zeit, auf hölzernen Pfählen.
Und Venedig markiert nur den Anfang der Welttournee der Säulensitzer.
Schlingensief will mit seiner "Church of Fear" um die Welt. Wettstreit der Pfahlsitzer "Sieben Pfahlsitzer treten in einen Wettstreit, nicht gegeneinander,
sondern gegen die Fremdverwalter ihrer Ängste und Nöte", wird dem Leser
auf der Homepage der "Church of Fear" erklärt. Die Pfahlsitzer dürfen ihren Pfahl alle drei Stunden für 15 Minuten
verlassen, um "sich auszuruhen, sich körperlich zu ertüchtigen und ihre
Notdurft zu verrichten". Besucher können auch pfahlsitzen Besucher und Passanten können ebenfalls auf dem Pfahl Platz nehmen.
Damit werten sie das Zeitkontingent des von ihnen ausgewählten
Pfahlsitzers auf. Schlingensief zieht auch ein Wettsystem auf: Zuschauer und Passanten
können durch den Erwerb von Heiligenbildern vor Ort oder im Internet auf
die Pfahlsitzer Geld wetten. Wer verharrt am längsten auf seinem Pfahl? "Vor
Ort kostet ein Heiligenbild 5 Euro; der Mindesteinsatz im Internet beträgt
500 Euro pro Wette. So kann jeder einzelne den zu Wertlosen degradierten
viel Wertvolles abgewinnen", so die "Church of Fear". Terrorist Schlingensief? "Mit der Polizei hätte der Regisseur fast zu tun bekommen", berichtet
der Berliner Tagesspiegel: Seine Vereinigung verstehe sich als
"Internationale Vereinigung aller Terrorgeschädigten", sagt dem
"Terrormonopol der Macht" den Kampf an und fragt auf ihrem Flugblatt unter
anderem: "Planen Sie eine terroristische Tat?" Über eine Internetaktion könne sich jeder zu einer Tat entschließen,
und sei es zu dem Plan, Berlin in die Luft zu sprengen. Der Auftrag
erfolgt per SMS. "Nun wird das Flugblatt nur auf Nachfrage verteilt und
die Homepage der "Church of Fear" läuft über Libyen", so die deutsche
Zeitung. Link:
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