Solidarischer Umzug | |
Neue Kommunikations-
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Blickt man bei Fönwetter von den Gipfeln
des Alpenvorlandes in Richtung Linz, findet man die Stadt an Hand zweier
Orientierungspunkte. Der eine sind die qualmenden Schlote der ehemaligen
Voest. Der zweite sind die beiden 20-stöckigen Hochhäuser des Harter
Plateaus. Anfang der 70er Jahre wurden die Türme im Linzer Vorort Leonding
als Testbauten für eine neue Generation von Plattenbau-Hochhäusern mit
Stahlrahmenkonstruktion errichtet.
Die kollektive Absiedlung ist innerhalb weniger Wochen für den Sommer
2002 geplant. Bis dahin müssen die in cirka 500 Metern Entfernung
projektierten Ersatzwohnungen bezugsbereit sein. Ein interdisziplinäres Projekt "Dead-House-Walking" nennt sich ein Projekt von Künstlern und
Soziologen, das sich mit Bewohnern und Häusern des Harterplateaus
beschäftigt.
Als Sterbebegleiter der Hochhäuser werden die Initiatoren des Projekts,
Harald
Schmutzhard, Werner Mair und Roland Lehner, die Veränderungen von
Menschen und Gebäuden während der nächsten Jahre dokumentieren.
Ziel des Projekts ist die Errichtung eines hausinternen
Kommunikationsnetzwerkes, das die Basis einer Solidargemeinschaft der
Mieter bilden soll. Die sozial und kulturell heterogene
Interessensgemeinschaft soll aber auch den Alltag der Bewohner erleichtern
helfen und Verständnis für die Notwendigkeit gegenseitiger Hilfe in einer
immer kälter werdenden Gesellschaft wecken. Der Wert sozialer Netzwerke Soziale Netzwerke aufzubauen heißt aber vor allem: Deren Wert muss den
Mietern erst vermittelt werden. Durch Briefsendungen und Info-Abende
sollen die Hausparteien über das Projekt informiert und zum Mitmachen
animiert werden. Am Anfang soll die Vertrauensbasis zwischen Bewohnern, Soziologen und
Künstlern durch ein Fotoprojekt gefestigt werden. Ein Fotograf lichtet die
Hausparteien in ihrer derzeitigen Wohnumgebung ab. Die Bilder werden dann
in einer Ausstellung im Foyer der Häuser gezeigt. So soll der Grundstein
für die künftigen Kommunikationsnetzwerke gelegt werden. Damit diese tatsächlich funktionieren, erforschen derzeit Soziologen
die Sozialkontakte der Menschen. Wer kennt wen von wo? Wer trifft wen wo?
Worüber spricht wer mit wem? Aus diesen Grundsatzfragen wird ein
soziologisches Beziehungsgeflecht gefiltert, die Basis für den nächsten
Schritt in Richtung Solidargemeinschaft. Kommunikationssysteme Die möglichen Kommunikationsmittel reichen von SMS-Nachrichten,
über Wichtig ist vor allem die Durchlässigkeit der Systeme. Schnittpunkte
zwischen den High- und Low-Tech Kommunikationsmitteln sind eingeplant.
Während zum Beispiel ältere Menschen ihre Nachrichten in die Zettelbox
werfen, tippen andere diese für das Chat-Forum ab. Antwort bekommt der
Low-Tech Zettelschreiber dann entweder über die Zeitung oder über eine
Nachricht am Anschlagbrett. Gemeinsam geht's besser Am Ende von "Dead house walking" soll für alle Bewohner der Wert
sozialer Netzwerke spürbar sein. Durch die Etablierung von
Einkaufsgemeinschaften, Tauschbörsen und gemeinsamer Nutzung von
Fahrzeugen wird der Umzug für jeden Mieter billiger sein. Neben den
ökonomischen, sollen vor allem auch die sozialen Vorteile der neuen
Gemeinschaft genutzt werden. Zum Beispiel das gegenseitige Aufpassen auf
Kinder während des Umzuges. Zum Abschluss des Projekts wird noch einmal der Fotograf ins Haus
kommen. Dann aber schon in die neue Wohnung. 2002 ist es dann Zeit für
eine Rückschau und einen Vergleich, denn irgendwo wird das Foto aus der
alten Wohnung doch noch hängen. | ||||||||