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Fotogalerie Wien. Mit Valie Export und Friederike Pezold
zählt Renate Bertlmann zu den wichtigsten feministischen
Aktionistinnen des Landes. Seit den siebziger Jahren analysiert sie mit
photographischen und performativen Mitteln die gesellschaftliche Position
der Frau im Visier des männlichen Blicks ein Ansatz, den sie im Lauf der
Zeit um skulpturale und medienkünstlerische Aspekte erweiterte. Humor,
Ironie, Sarkasmus und dazu eine schonungslose Metaphorik spielen eine
zentrale Rolle - etwa wenn sie aufgemascherlten Püppchen Spitzenkleid und
Peniskopf verpaßt, sie anspielungsreich "Mamas Liebling", "Innocenz VI"
nennt und dann noch mitten im Galerieraum aufgestellten Vitrinen auf eine
feierliche Prozession schickt. Ein anderes wiederkehrendes Motiv ist der
Rollstuhl: Damit fuhr sie 1978 im Rahmen der hier photographisch
dokumentierten Performance "Die schwangere Braut" durchs Museum. Zugleich
ist seine giftgrüne Miniaturvariante aus Acrylglas eine gelungene Replik
auf die utopisch-visionären Objekte der Architektektenclique rund um
Pichler, Hollein & Co.
In ihrer neuesten Arbeit dem DVD-Projekt "Shortcuts" mit
Musik von Curd Duca arrangiert sie photographische Assoziationen zu
Geschlechtlichkeit, Liebe, Leben und Tod zu einer kontemplativen Collage
über Eros und Thanatos. (IX., Währinger Straße 59; bis 31. Juli).
Klaus Engelhorn 22. Junges Italo-Design vom Feinsten
bietet diese umfassende Werkschau von Antonio Cagianelli. Ob er nun
Schatullen, Spiegel, Vasen, Seifenschalen, Türgriffe oder Kerzenleuchter
entwirft: konsequent läßt sich der 38Jährige von natürlichen und
organischen Formen inspirieren. Reizvolle Brüche führt er durch die Wahl
von Farbe und Material herbei. Seesterne, Schnecken, Muscheln etwa sind
Vorbilder für phantasievolle Garderobeknöpfe aus leuchtend buntem
Kunstharz. Das Kunststoffsofa "Aria" zitiert Meeresschaum. Ein gläserner
"Hängetisch" mit Harzfuß windet sich elegant gen Himmel. Bei soviel
spielerischer Kreativität wundert es nicht, daß Alessis Mailänder
Traumfabrik Cagianellis Blubberblasen bildende Seifenschale "Vanity" mit
Kußhand ins Programm aufnahm. Aber auch das Pariser Musée des Arts
Decoratifs hat ihn bereits entdeckt. Trotz all diesem Rummel um ihn sind
Cagianellis Objekte mit Preisen von 8 bis 1500 Euro noch relativ
erschwinglich. (I., Stubenring 22; bis 31. August sowie
3. September bis 9. Oktober).
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Wien
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