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17.07.2002 - Ausstellung
AUSGESTELLT IN WIEN von JOHANNA HOFLEITNER


Fotogalerie Wien. Mit Valie Export und Friederike Pezold zählt Renate Bertlmann zu den wichtigsten feministischen Aktionistinnen des Landes. Seit den siebziger Jahren analysiert sie mit photographischen und performativen Mitteln die gesellschaftliche Position der Frau im Visier des männlichen Blicks ein Ansatz, den sie im Lauf der Zeit um skulpturale und medienkünstlerische Aspekte erweiterte. Humor, Ironie, Sarkasmus und dazu eine schonungslose Metaphorik spielen eine zentrale Rolle - etwa wenn sie aufgemascherlten Püppchen Spitzenkleid und Peniskopf verpaßt, sie anspielungsreich "Mamas Liebling", "Innocenz VI" nennt und dann noch mitten im Galerieraum aufgestellten Vitrinen auf eine feierliche Prozession schickt. Ein anderes wiederkehrendes Motiv ist der Rollstuhl: Damit fuhr sie 1978 im Rahmen der hier photographisch dokumentierten Performance "Die schwangere Braut" durchs Museum. Zugleich ist seine giftgrüne Miniaturvariante aus Acrylglas eine gelungene Replik auf die utopisch-visionären Objekte der Architektektenclique rund um Pichler, Hollein & Co.

In ihrer neuesten Arbeit dem DVD-Projekt "Shortcuts" mit Musik von Curd Duca arrangiert sie photographische Assoziationen zu Geschlechtlichkeit, Liebe, Leben und Tod zu einer kontemplativen Collage über Eros und Thanatos. (IX., Währinger Straße 59; bis 31. Juli).

Klaus Engelhorn 22. Junges Italo-Design vom Feinsten bietet diese umfassende Werkschau von Antonio Cagianelli. Ob er nun Schatullen, Spiegel, Vasen, Seifenschalen, Türgriffe oder Kerzenleuchter entwirft: konsequent läßt sich der 38Jährige von natürlichen und organischen Formen inspirieren. Reizvolle Brüche führt er durch die Wahl von Farbe und Material herbei. Seesterne, Schnecken, Muscheln etwa sind Vorbilder für phantasievolle Garderobeknöpfe aus leuchtend buntem Kunstharz. Das Kunststoffsofa "Aria" zitiert Meeresschaum. Ein gläserner "Hängetisch" mit Harzfuß windet sich elegant gen Himmel. Bei soviel spielerischer Kreativität wundert es nicht, daß Alessis Mailänder Traumfabrik Cagianellis Blubberblasen bildende Seifenschale "Vanity" mit Kußhand ins Programm aufnahm. Aber auch das Pariser Musée des Arts Decoratifs hat ihn bereits entdeckt. Trotz all diesem Rummel um ihn sind Cagianellis Objekte mit Preisen von 8 bis 1500 Euro noch relativ erschwinglich. (I., Stubenring 22; bis 31. August sowie 3. September bis 9. Oktober).



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