Kultur/Medien | 14.09.01 | www.DiePresse.at |
El Greco als Gast in Wien und die Maler heute - Eine "Presse"-Umfrage
Was bedeutet El Greco für Sie als Künstler, als Maler - und welche Bedeutung hat eine Ausstellung wie die nächsten Sonntag im Kunsthistorischen Museum endende? Eine Umfrage der Kulturredaktion.
Christian Attersee
Ich war zweimal dort.
El Greco ist einer meiner Lieblinge, diese Reduzierung auf wenige Farben - blau,
rot, grün, gelb, weiß und schwarz und die erfundenen Himmel, die mag ich als
Wettermaler ganz besonders. Es ist auch eine sehr gute Ausstellung, ich habe
zuvor eine in Sevilla gesehen, da waren fast nur Nebenwerke. Man will ja nicht
das sehen, wo nur der berühmte Name drauf steht, sondern die besten Arbeiten.
Und die werden ja selten verliehen, sehr gut, wie der Seipel das gemacht hat.
Beim zweiten Mal war ich mit meinen Studenten bei El Greco und am gleichen Tag
bei Miró, solche Vergleiche sind ganz wichtig. Adolf Frohner
Ich war
mit meiner Klasse von der Angewandten in der Ausstellung und war ziemlich
enttäuscht. Auch von der Klasse gab es keine euphorischen Reaktionen: Wie er
diese langgezogenen Hände malt, ist reine Manier, und wie langweilig die
Hintergründe gemalt sind. In seinen Auftragsbildern wirkt er für mich leider
eiskalt routiniert. Für mich ist da nichts drinnen, er hat mich gefühlsmäßig
nicht erreicht. Ich sehe auch keine Vorläufer-Funktion. Das überlasse ich den
Kunsthistorikern. Ich scheue mich auch nicht zu sagen: religiöser Kitsch.
Elke Krystufek
Natürlich spricht mich El Greco an, sonst wäre ich
nicht in die Ausstellung gegangen. Aber ich war enttäuscht, besonders von der
schlechten Hängung der Bilder. Ich fange gerade an, mich mit den Alten Meistern
zu beschäftigen und dabei auch mit El Greco. Jürgen Messensee
El Greco
ist insofern signifikant, als er gegen dogmatische Vorgaben der Kirche, bis in
die Stellung und die Ikonographie der Farben hinein, seinen Weg gegangen ist.
Dadurch kam er ja auch mit der Inquisition in Konflikt. Sein Werk ist ein
Triumph der Freiheit, ein Beweis, daß Kreation trotz aller Einschränkungen
möglich ist, trotz der Gehirnwäsche, der wir auch heute wieder ausgesetzt sind.
El Greco hat sich ja nicht zufällig als Philosoph gesehen. Malerei ist eben mehr
als Farbe und Komposition, etwas Spirituelles, der Maler ist das Medium. Über
das Original geht nichts. Wenn Herr Maier ein Photo von Fräulein Mizzi
betrachtet, würde er auch lieber Fräulein Mizzi berühren als das Photo. Franz
West
Es ist sehr erstaunlich, im Kunsthistorischen Museum soviele El
Grecos nebeneinander zu sehen. Ich war zweimal in der Ausstellung. Das erste Mal
waren zuviele Leute, da sieht man eher diese als die Bilder. Die dunkle
Beleuchtung ist, nehme ich an, aus restauratorischen Gründen, mir würde
Tageslicht besser gefallen. Besonders die Porträts haben mich sehr beeindruckt
und auch der kleine Flügelaltar und eine Verkündigung. Kunsthistorische
Definition habe ich keine gemacht, das ist nicht so meins. Arik
Brauer
Ich hab die Ausstellung gesehen. Das Frühwerk war mir zu wenig
vertreten. Interessant ist der Bruch zwischen dem Frühwerk und der
Renaissancemalerei, die El Greco später vertritt. Viele seiner Figuren sind
verzeichnet, zu lange Arme etc. Seine Schule war die Ikonenmalerei. Er hat aber
auch den Expressionismus vorweggenommen. Ich kann sein Genie erkennen, aber er
ist nicht der Maler meines Lebens, das sind eher Bosch, Breughel. Maria
Lassnig
Leider habe ich die Ausstellung im Kunsthistorischen noch immer
nicht gesehen, ich hatte keine Zeit, aber vielleicht schau ich sie mir noch an.
El Greco war wichtig für mich, aber das ist schon lang her, das war meine Zeit
des frühen Expressionismus in den vierziger Jahren, diese wahnsinnigen
manieristischen Übertreibungen von ihm, die Gesichter ganz in Weiß, die großen
Augen, die Welt der Mode hat er vorhergesehen. Für die Jetztzeit wirkt er
unglaublich visionär. Walter Pichler
Ich war bei der Eröffnung, aber
da waren mir zuviel Leute, und das hat dann keinen Sinn. Ich wollte später
hingehen, weil ich eigentlich noch nie Greco-Originale gesehen habe, aber ich
war dann die ganze Zeit auf dem Lande, extra hereinfahren wollte ich nicht. Also
kann ich leider nichts dazu sagen, da El Greco auch keiner von jenen Alten
Meistern ist, mit denen ich mich besonders verbunden fühle. Die Umfrage führten
Barbara Petsch, Almut Spieler, Stefan Musil durch.