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Kunstberichte

Wenig Risiko und ein Hoffmann hinter Baugerüst

Aufzählung Eric Owen Moss hat als erster Nicht-Österreicher den Pavillon gestaltet.

Venedig. (jus) Es ist eine Art Völkerwanderung, die Eric Owen Moss für den österreichischen Pavillon veranschaulichen möchte. Innen und Außen sind dabei Hauptgestaltungselement. Räumlich wie inhaltlich. Denn der erste Nicht-Österreicher, der Österreichs Beitrag zur Architektur-Biennale gestaltet, hat sich dabei mit Import und Export heimischer Architektur auseinandergesetzt.

Internationalen Architekten, die in Österreich tätig sind, ist der Innenraum gewidmet, heimischen Architekten, die international bauen folgerichtig die Außenseite. Dort hat Moss ein Baugerüst vor dem Pavillon emporgezogen, das er mit schwarzweißen Fotos der Projekte bespannt hat. Projekte auf der Studierenden-Lehrenden-Ebene sind nach dem gleichen Prinzip organisiert. "Austria Under Construction" hat Moss als Motto ausgerufen. Architektur und Bauen sind ein Prozess, erläutert er den Titel. Eine zwingende, jedoch nicht besonders überraschende Einsicht.

Eine brave Leistungsschau

An der Außenseite des 1934 von Josef Hoffmann errichteten Pavillons sind auf großen Bannern Aufdrucke von aktuellen Projekten österreichischer Architekten wie AllesWirdGut, Coop Himmelb(l)au, dem Atelier Hollein und Carl Pruscha zu sehen. Die Banner im Inneren auf einer sich durch den Raum windenden Spirale zeigen Bilder von Bauten ausländischer Architekten, die in Österreich umgesetzt werden oder wurden – vom Atelier Hito shi Abe, Zaha Hadid oder Matteo Thun. In den Seitenpavillons und im Hof sind Sitzplätze eingerichtet, auf denen die von den eingeladenen Architekten geschaffenen Objekte als "Publikum" sitzen – "Audience of Objects" nennt es Moss. Insgesamt sind 64 Positionen vertreten, gekostet hat die Präsentation 620.000 Euro.

Soweit so simpel, soweit so gut. Denn auch wenn Moss versucht hat, das Thema nicht theoretisch zu beladen und sinnlich zugänglich zu machen, lässt sich sein Konzept nicht unmittelbar begreifen. Über die Präsentation alleine vermittelt es sich nicht. Es gibt höchst unterschiedliche Möglichkeiten, einen Pavillon zu gestalten, wie ein Rundgang auch 2010 zeigt. Der österreichische Beitrag ist eine ästhetische, doch brave Leistungsschau, die sich auch den Vorwurf gefallen lassen muss, ein beliebiges Streiflicht zu sein.



Printausgabe vom Samstag, 28. August 2010
Online seit: Freitag, 27. August 2010 17:40:00

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